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Die Galerie für Zeitgenössische Kunst zeigt ab 13. April 2002 das Projekt „Inside/Outside“ des dänischen Künstlers Jeppe Hein (Jahrg. 1974). Im Anbau des Obergeschosses, dem einzigen Ausstellungsraum der Galerie ohne direkten Tageslichteinfall, wird für die Dauer eines Jahres ein Lichtsystem installiert, das mit Hilfe von Tageslichtneonröhren die natürlichen Lichtbedingungen außerhalb der Galerie 1:1 im Ausstellungsraum wiedergibt. Hierbei wird in Realzeit, das heißt ohne Zeitversatz, nicht nur die tageszeitbedingte langsame Zu- und Abnahme der Intensität des Tageslichts wiedergegeben, sondern es werden vor allem auch kurzfristige Veränderungen, wie sie beispielsweise durch das Vorbeiziehen von Wolken vor der Sonne entstehen, sichtbar. Die gegebenen Lichtverhältnisse Leipzigs bestimmen somit die Beleuchtung des Ausstellungsraumes und der darin befindlichen Exponate. An einem schönen Sommertag mit strahlend blauem Himmel sind diese Veränderungen, sicherlich auf ein Minimum reduziert, als Differenz kaum wahrnehmbar. An Tagen mit oft wechselnden Lichtintensitäten, vor allem aber im Winter, wenn es früh dunkel wird, wird Jeppe Heins Installation jedoch gravierende Auswirkungen haben und unmittelbar wahrnehmbare visuelle Effekte produzieren.

Der museale Ausstellungsraum bietet üblicherweise einen gleich bleibenden neutralen, für die Wahrnehmung der gezeigten Werke idealen Rahmen. Mit „Inside/Outside“ wird die Lichtregie jedoch dem Museum entzogen. Die ausgestellten Werke sind in permanent sich verändernden Lichtbedingungen präsentiert, wodurch die Erwartungshaltung des Besuchers der Galerie untergraben und gestört wird. Damit wird nicht nur einer der für die institutionelle Präsentation charakteristischen Parameter hinterfragt, vielmehr wird der Raum in seiner Wahrnehmung durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse einer ständigen Veränderung unterworfen. Visuell konstituiert er sich permanent neu.

Wie in allen Projekten von Jeppe Hein wird auch bei „Inside/Outside“ das Verhältnis von BetrachterIn und Ausstellungsraum als einem Spannungsfeld von physischen Beziehungen und Bewegungsabläufen thematisiert. Der Künstler schafft für den Betrachter einen veränderbaren, situativen Erlebnis- und Ereignisraum, der die sehr oft nicht bewusst als solche wahrgenommenen „Erwartungen“ an einen Raum stören, um diesen letztlich zu hinterfragen.

„Inside/Outside“ wird parallel zu der Ausstellung „East“ eröffnet, wodurch die hier ausgestellten Fotos immer wieder in ›anderem Licht‹ erscheinen. Damit kommt die Ausstellung selbst einerseits einer ›Aufführung‹ gleich, und andererseits taucht die Frage auf, inwieweit dokumentarische Fotografie nicht immer auch ein Stück Inszenierung bedeutet.

Für das Jahr 2003 sind weitere ortsbezogene Installationen Jeppe Heins in der GfZK geplant. Im Zusammenspiel mit „Inside/Outside“ ergeben diese einen umfassenden Einblick in das künstlerische Werk des jungen Dänen.

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Jeppe Hein
INSIDE/OUTSIDE
Kurator: Jan Winkelmann