Jens Schubert

Jens Schubert
Eine Ausstellung aus der Reihe PERSPEKTIVEN DER GEGENWART in der Deutschen Bundesbank
05.10. - 20.11.2015

Als wolle er ganz elementar beginnen, wählte Jens Schubert als Titelabbildung den Linoldruck „Formosus“ aus dem Jahr 2014. Regelmäßig angeordnete Kreise folgen von Blauviolett über Grün, Gelb und Rot dem Farbkreis. Die einzelnen Formen überschneiden sich in unterschiedlichen Konstellationen; Vorder- und Hintergrund wechseln sich ab. Die Anordnung lässt den Entstehungsprozess durchscheinen und damit Jens Schuberts besonderen Umgang mit dem Linolschnitt.

Es geht ihm nicht darum, von einer Platte mehrere identische Blätter zu herzustellen, sondern er lotet die Grenzen der Technik aus. Einzelne Formen, wie hier die Kreise, werden ausgeschnitten und wie Stempel jeweils für sich gedruckt: übereinander, nebeneinander, mehrmals an unterschiedlichen Stellen, wieder übereinander - so lange, bis die Komposition beendet ist. So entstehen Unikate, die Arbeitsspuren, Kanten, nicht ganz gleichmäßig gedeckte Flächen, Fingerabdrücke und Korrekturen zeigen. Kreise sind nur ein basales Element aus dem schier überbordenden Kosmos von Jens Schubert. Er nutzt ein opulent farbiges Vokabular an Symbolen, Motiven und Ornamenten, die in den Drucken immer neue Verbindungen eingehen. Dabei entstehen überraschende Konstellationen: Drachen erinnern an die Malereigeschichte, Hände verweisen auf mittelalterliche Holzschnitte, die Architektur des Art Deco findet ebenso ihren Platz wie Motive aus Fantasy- und Comic-Zeichnungen. Kombiniert werden diese mit verschiedenen Popelementen wie Sternen und Streifen in starken Farben und Kontrasten.

Die Vielfalt spiegelt Jens Schuberts Interesse für ganz unterschiedliche Epochen und Kulturen wieder. Dabei richtet sich sein Blick immer wieder auf die Darstellung mythischer und religiöser Inhalte. In seinem aktuellen Projekt „Fear of the Heaven“ sammelt Jens Schubert Bilder und Themen, die mit potenziellen Gefahren aus dem Himmel zu tun haben, sei es im physischen oder im religiösen Sinn. Das Spektrum reicht von Meteoriten und Gewittern über Flugzeugabstürze bis zur göttlichen Rache. Auch wenn viele dieser Befürchtungen dem modernen Menschen fremd erscheinen, sind sie doch in Erzählungen, Filmen und Computerspielen weiter präsent. Jens Schubert nimmt diese Motive auf und integriert sie in seinen – im wahrsten Sinne – vielschichtigen Kosmos, der die Gedankenwelt des Betrachters herausfordert.