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Eröffnung: Fr 19. Mai 2017, 19 Uhr
die Künstler sind anwesend
Grußwort: Jean-Baptiste Joly, Akademie Schloss Solitude
Einführung: Marko Schacher

Gedanken, Erinnerungen und Assoziationen kommen und gehen, die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion zerfließen und werden unwichtig, und unsere Augen werden offener und offener. Wer vor den Gemälden und Papierarbeiten von Jenny Brosinski, Ute Litzkow und Xianwei Zhu steht, wird eine Faszination für die ungewöhnliche Ästhetik der Kompositionen nicht verhindern können.

Jenny Brosinski (geboren in Celle, lebt in Berlin) kombiniert und erweitert ihre bemalten Leinwände mit Stoffstücken zu auf- und anregenden Wandarbeiten. Unbehandelte Leinwandabschnitte, neonfarbene Farbwolken, gesprayte Linien, fragile Graphitstriche und fast monochrome Leinentuchteile verbinden sich zu individuellen Reflexionen der Zeit. Bereits vorhandene Benutzungsspuren und zufällig entstandene Abdrücke werden gleichwertig behandelt wie bewusst gesetzte Pinselführungen. Indem die Künstlerin die Leinwände aus den Keilrahmen löst und einer Waschmaschine und einem Wäschetrockner anvertraut, übergibt sie einen Teil der Kontrolle an zwei Haushaltsmaschinen. Am (material)ästhetischen Resultat kann der Betrachter die Dramaturgie der Bildentstehung ablesen.

Auch bei Ute Litzkow (geboren 1973 in Rostock, lebt auch in Berlin) steht das prozessorientierte Arbeiten im Vordergrund. In den letzten Jahren hat sich die Künstlerin immer mehr von den Holzschnitt-Vorlagen von Katsushika Hokusai entfernt und erschafft leuchtende Explosionen aus Farben, Texturen und Strichen. Indem sie in ihren Aquarellen und Leinwandarbeiten einzelne unregelmäßig miteinander verzahnte Farbflächen direkt nebeneinander setzt, baut sie ihr Bild geradezu architektonisch auf. Das Ergebnis sind aufregende Augenkitzel zwischen Paradiesdarstellung und Abstraktion, zwischen Außen- und Innenwelt. Assoziationen an Landschaften, Berge, Wasserfälle, Bäume und Büsche sind ebenso möglich wie Erinnerungen an den Blick durch ein Mikroskop oder Gedanken an die fraktalen Strukturen der Chaosforschung.

Einen Hauch fernöstliche Romantik ergänzt Xianwei Zhu (1971 geboren in Qingdao/China, lebt in Stuttgart und Beijing), dessen im "Projektraum" der Galerie gezeigten Acrylgemälde ebenfalls zwischen Figuration und Abstraktion changieren. In den grau-lila Nebelschwaden seiner Landschaftsbilder tauchen Reiter, Kaiser und Budda-Figuren genauso auf wie Relikte der Pop-Art, antike Fotoapparate und moderne Angler.

Marko Schacher