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Die in Berlin geborene und in Paris aufgewachsene Jeanne Mammen (1890 – 1976), bekannt durch ihre neusachlich-realistischen Berliner Großstadtszenen mit Darstellungen des selbstbewussten, erotisch-provokanten und mondänen Frauentyps der 1920er Jahre, schuf während und unmittelbar nach ihrer Studienzeit in Brüssel an der Académie Royale des Beaux Arts zwischen 1908 und 1914 eine Reihe von rätselhaft-phantastischen Buchillustrationen, von denen heute noch rund 50 Blätter überliefert sind.

Diese in Mischtechnik, vorzugsweise Aquarell und Gouache ausgeführten Arbeiten, die das Fundament ihres späteren berühmten zeichnerischen Werks bilden, gelten als erste eigenständige Werkphase der jungen Künstlerin und zeugen von einer für ein Frühwerk ungewöhnlichen Virtuosität in der Handhabung bildnerischer Mittel.

Einflüsse Moreaus, Redons, Delvilles, Khnopffs, Rops' und Beardsleys aufnehmend und variierend, schuf Jeanne Mammen einen symbolistischen Werkkomplex, der Themen der deutschen und westeuropäischen Literatur ( E. T. A. Hoffmann, Brüder Grimm, Oscar Wilde, Gustav Flaubert), des Alten und Neuen Testaments, der Buddha-Biographie sowie gelegentlich tagesaktuelle Skandalfälle verarbeitete. Der aus vierzehn Blatt bestehende „Antonius“-Zyklus bildet darin aufgrund seiner Bildphantasie und orientalischen Prachtentfaltung eine herausragende, originäre Gruppe.

Das August Macke Haus Bonn präsentiert das symbolistische Frühwerk Jeanne Mammens nahezu geschlossen vor dem biographischen Hintergrund der Künstlerin, die nach einem zweijährigen Studium an der Akademie Julian 1908 in Paris zusammen mit ihrer Schwester Marie-Louise nach Brüssel ging, um dort ihre Studien an der Académie Royale des Beaux-Arts fortzusetzen, offensichtlich in vollem Bewusstsein ihrer zeichnerisch-graphischen Begabung und ihrer persönlichen bildnerischen Interessen. Sie war entschlossen, sich entsprechend ihren literarischen Neigungen in Brüssel bei den Repräsentanten einer symbolistisch-literarischen Gedankenmalerei, deren wichtigstes Medium die Zeichnung war, weiter ausbilden zu lassen.

Kuratorin: Dr. Hildegard Reinhardt, Bonn

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Jeanne Mammen
Das symbolistische Frühwerk 1908 - 1914
Kuratorin: Hildegard Reinhardt