press release only in german

Eröffnung: am Donnerstag, 30. Oktober 2008, 19 Uhr Vortrag: am Donnerstag, 6. November 2008, 19 Uhr von Matthias Reichelt: „Mit dem Körper gegen das Empire. Von der Aktion über Mail Art zum computergenerierten Fototableau – Die anarchische Kunst des Jean Toche.“

Jeder darf dieses, handliche, digitale Kunstwerk, oder irgendeines der vorhergehenden, oder eines der künftigen ohne meine Erlaubnis vervielfältigen: Kopiert sie, mailt sie, verbreitet sie auf einer Internetseite oder Häuserwänden, vergrößert sie, macht ein Poster, usw. Jean Toche

Bei den Kunstwerken, von denen Jean Toche hier spricht, handelt es sich um Textarbeiten, digitale Fotografien, Postkarten und Künstlerhefte, die er international per Post verschickte. Zahlreiche dieser kleinen Publikationen erreichten als FREE GIFT auch das Studienzentrum für Künstlerpublikationen, das nun mit einer Ausstellung in der Weserburg | Museum für moderne Kunst einen Überblick über diesen Werksaspekt Jean Toches seit 2001 gibt.

Die stets digital bearbeiteten und mit Texten versehenen Arbeiten reflektieren das Verhältnis des Einzelnen zur globalen Politik. So setzt sich der Künstler stellvertretend für viele kritisch mit der Politik des amerikanischen Präsidenten George W. Bush auseinander und attackiert wiederholt die invasive amerikanische Außenpolitik. Sein Material entnimmt er den Printmedien. Indem er die Meldungen aus der Tagespresse mit selbstinszenierten, schonungslosen Darstellungen seines eigenen Körpers verbindet, steht er mit seiner menschlichen Verletzlichkeit persönlich für seine Kunst ein und thematisiert zugleich den Aspekt der Menschenwürde. Vehement kritisiert er den Irakkrieg und seine Folgen, aber auch die Sicherheits- und Sozialpolitik im Innern der USA.

Der Künstler, der in den 1960er und 1970er Jahren zunächst in New York durch politische Kunstaktionen gegen den Vietnamkrieg, Rassismus und Zensur bekannt wurde, war Mitglied der Artist Workers’ Coalition und der Guerrilla Art Action Group (GAAG), die er 1969 gemeinsam mit Jon Hendricks gründete. Bis 1976 führten die Künstler zahlreiche Aktionen durch, beispielsweise verbrannten sie 1970 zwei zu einem Sack vernähte und mit Knochen gefüllte US-Flaggen. Toches heutige Angriffe gegen die Politik der Bush-Regierung sind nach wie vor offensiv und aggressiv, aber auch humorvoll: Waiter, there is a terrorist in my soup!

Zur Ausstellungsreihe „Auf der Galerie“ Die Ausstellung „JEAN TOCHE“ ist die sechste in der Ausstellungsreihe „Auf der Galerie“ des Studienzentrums für Künstlerpublikationen. Mit der Reihe wird in der dritten Etage des Museums durch Kabinettausstellungen in kürzeren Abständen ein regelmäßiger Einblick in die umfangreiche Sammlung des Studienzentrums gegeben. Auf kleiner Fläche können hier spezielle Werkkomplexe dargestellt und hervorgehoben werden, die sonst nur selten zu sehen sind. Künstlerbücher und -zeitschriften, Fotografien, Multiples, Objekte, Filme sowie viele weitere Materialien geben jeweils einen Überblick über spezielle Publikationen und Aktivitäten einzelner Künstlerinnen und Künstler. Die Ausstellungen entstehen in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen. Studierende der Kunstwissenschaft und -pädagogik bekommen so im Rahmen eines Seminars die Möglichkeit, sich in einem Ausstellungsbetrieb praxisnah kuratorische Grundkenntnisse anzueignen.