press release only in german

In seiner sechsten Einzelausstellung für die Lisson Gallery, präsentiert der britische Künstler Jason Martin eine neue Serie gegossener Kupfer- und Nickelarbeiten.

Geübt im Umgang mit Öl und Acryl, begann Martin mit der Manipulation seiner Materialien in den frühen Neunzigerjahren: Schleifen, Schaben, Kämmen, Kratzen und das Spachteln von Farbe auf Leinwänden und Aluminiumtafeln, bis diese an den Rändern wieder hinunterrinnt, sich Oberflächen aus den benutzten Texturen bilden und sich auf diese Weise eindringliche und zugleich zufällige Formen ergeben. Ein performativer Prozess, der sich in Martins aktuellen Arbeiten aus Metall in noch komplexerer Manier zeigt – erstarrte Figuren, die an traditionelle Bronzeskulpturen erinnern.

Eine außerordentliche Serie aus insgesamt acht Relieftafeln, ein jede im Dialog zwischen verschiedenen Ordnungen: Malerei und Bildhauerei, Einzelwerk und Serie, Bewegung und Starrheit, Abstraktion und Figuration. Unberechenbare Formen, geschmeidig und gleichsam hart, metallisch glänzend und außerdem Spiel, das sich jedweder Interpretation verweigert. Das Ergebnis: so unbeugsam wie verführerisch.

Eine weitere Auslotung zwischen Malerei und Bildhauerei nimmt Martin in seiner auf dem Boden fixierten Skulptur Behemoth (2012) vor, die einer riesigen Samenkapsel oder einem verchromten Meteoritenaufprall ähnelt. Gegossenen in elektrisch polierten Stahl, basiert diese Komposition auf Stücken einer Korkrinde, welche Martin einst in der Nähe seines Studios in Portugal fand. Seine mit Farbe bearbeitete, knotige und abstrakte Außenstruktur, stellt so eine neuerliche Abkehr vom herkömmlichen künstlerischen Ausdruck dar, wie er der Malerei für üblich zugeschrieben wird.

Martins Arbeiten siedeln sich an Schnittstellen unterschiedlicher Ansätze an, sind schlagkräftige Bewegungen, ausgeführt von ruhiger Hand. Den höchsten Bekanntheitsgrad besitzen wahrscheinlich seine monochromatischen Gemälde, deren Lagen aus Öl und Acryl über harte Oberflächen wie Aluminium, Stahl oder Plexiglas gezogen werden. Martin gebraucht hierfür ein feines, Kamm-artiges Stück Metall, dass er in sich wiederholenden Bewegungen über die Farbe gleiten lässt. Rillen reflektieren dabei das Licht und geben rhythmische Texturen preis, wie man sie beispielsweise von einer Schallplatte kennt. Oder handelt es sich vielleicht doch um nasses Haar, den Abdruck einer Feder? Die Titel vieler Werke Martins kokettieren mit eben diesem Spiel aus Assoziationen: Comrade, Amphibian, Corinthian.

Jason Martin, geboren 1970 auf Jersey, lebt und arbeitet in London und Portugal. Seinen BA hat er 1993 am Goldsmiths, University of London, erworben. Einzelausstellungen umfassen Le Consortium, Dijon, Frankreich (2012), Peggy Guggenheim collection, Venedig, Italien (2009), Es Baluard Museu d'Art Modern i Contemporani de Palma, Mallorca (2008), Kunstverein Kreis Gŭtersloh, Deutschland (2007), Centro de Arte Contemporáneo de Málaga, Spanien (2005). Er ist Preisträger der John Moores 21, Liverpool Biennial of Contemporary Art, Großbrittanien (1999) und der Golfo della Spezia, European Biennial of the Visual Arts, La Spezia, Italien (2000). Seine Arbeit ist zudem Teil zahlreicher internationaler öffentlicher Sammlungen, wie zum Beispiel der Government Art Collection, Großbrittanien; dem Denver Art Museum, USA; Hirshhorn Museum, Washington DC, USA; der Städtische Galerie, Deutschland und Centro Arte Moderna e Contemporanea della Spezia, Italien.

only in german

Jason Martin
Painting as Sculpture