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Ort: Grafische Sammlung

Jana Gunstheimer versetzt uns in ein Gebäude, das in der Ausstellung und im Katalogbuch je unterschiedliche Aggregatzustände annimmt. Anhand von Texten und Grundrissen entsteht im Künstlerbuch der Eindruck, der vorgestellte, nach außen verschlossene Bau wäre eine Art „Arche Noah für Dinge“, ein Archiv oder das Haus eines Sammlers. In der Ausstellung scheint die reale Museumsarchitektur überlagert zu werden von diesem imaginären Bau, dessen rot markiertes Raumgefüge sich dreidimensional in die vertrauten Ausstellungsräume der Grafiketage von Museum Morsbroich hineinschiebt.

Jana Gunstheimer (1974 geboren in Zwickau, lebt und arbeitet in Jena) treibt ein virtuoses Spiel mit realen und erfundenen Räumen. In Zeichnungsserien und zeichnerischen Installationen verschränkt sie die „Möglichkeitsräume“ einzelner Bilder miteinander und verdichtet sie zu trügerischen Parallelwelten. Die Ausstellung präsentiert Werke der letzten fünf Jahre, als ob sie in dieses Gebäude eingezogen wären. Der Gang durch den in die Grafiketage eingezogenen Bau gewährt dem Besucher zugleich auch Innenansichten der Künstlerin bei der Arbeit. Das Gebäude ist somit als indirektes Porträt der Künstlerin zu lesen.

Ein zentraler Bereich des Gebäudes schafft dem Nachdenken der Bilder über sich selbst Raum: Image in Meditation. Da gibt es Bilder, die nach dem Sinn des Lebens suchen, schlaflose Bilder, schwergewichtige und solche, die unter schwindender Motivation angefertigt wurden.

Die Türen eines Schranks würden in einen dahinter verborgenen Raum führen, doch dieser ist randvoll mit unverwirklichten Entwürfen und daher nicht mehr begehbar. In einigen Räumen ist Platz für die Arbeit an noch nicht entwickelten Bildern; ein Darkroom gleicht einem Labor zur Erschaffung neuer Welten. Gerne hätte man nachgesehen, ob nicht doch etwas Brauchbares in der künstlerischer Produktion einer ganzen Woche war, die Jana Gunstheimer – schärfste Kritikerin ihrer selbst – kurzerhand verworfen und als Müll aufgespießt hat.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog- und Künstlerbuch im Verlag für moderne Kunst, mit Essays von Fritz Emslander und Falk Haberkorn sowie einem Nachwort von Markus Heinzelmann (zweisprachig dt./engl., 456 Seiten, 17 x 13 cm; ca. 110 Abb., zahlreiche Grafiken.

Kurator der Ausstellung ist Fritz Emslander, Leiter der Grafischen Sammlung.