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ISLANDBOX - Icelandic art at the Venice biennale

76 Länder nahmen an der letzten Biennale von Venedig teil, mehr als je zuvor. Vom viel beschworenen Anachronismus nationaler Ausstellungen also keine Spur, auch wenn sich viele der ausgewählten Künstler gegen eine Festlegung ihrer Nationalität wehren.

Die Biennale die Venezia ist eine seit 1895 zweijährlich stattfindende internationale Kunstausstellung in Venedig. Ihr Hauptschauplatz sind die Giardini im Stadtteil Castello, wo sich 28 Länder in ihren nationalen Pavillons präsentieren. Der Großteil der Länder ohne einen eigenen Pavillon, stellt während der Biennale in über den Stadtraum von Venedig verteilten, angemieteten Räumlichkeiten aus.

1960 nahm Island das erste Mal an der Biennale teil. Inzwischen haben mehr als 20 isländische Künstlerinnen und Künstler bis heute an der Biennale teilnahmen genommen.

Die Ausstellung, welche nun erstmals über den Zeitraum von zwei Monaten im Felleshus läuft, zeigt zum einen die Geschichte der Teilnahme Islands an diesem alle zwei Jahre stattfindenden Kulturereignis von internationaler Bedeutung und befasst sich des weiteren mit dem Thema der nationalen kulturellen Identität. Denn im Gegensatz zu dieser auf Nationalität ausgerichteten Ländershow ist es im normalen Leben in Europa schwieriger geworden, gemeinsame Identifikationen herzustellen: Nationale Identitäten lassen sich nicht länger einheitlich repräsentieren, „de-territorialisierte“ Menschen treffen auf global zirkulierendes Kapital, auf Bilder und Waren, weltweit verfügbare Massenmedien beeinflussen Imaginationen und Identitätskonzepte. Arjun Appadurei schreibt angesichts dieser Entwicklungen, dass wir “a new order of instability in the production of modern subjectivities” beobachten können.1 Subjekte und Gemeinschaften, können längst nicht mehr ausschließlich innerhalb lokaler, nationaler oder regionaler Räume verankert werden, stabile Verbindungen und Verortungen geraten ins Rutschen, zentrierte und geschlossene Identitäten nationaler Kultur „zerstreuen“ (Stuart Hall2). Eine Vielzahl von Bewegungsrichtungen und Identifikations- möglichkeiten versetzt Subjekte und Gemeinschaften in neue Raum- Zeit-Verbindungen. Der Zusammenhang von nationaler Identität, topographischer Verankerung und kultureller Zentriertheit bricht auf. Identitätsbildung auf der Basis von Geografie ist in die Krise geraten. Und dennoch scheinen immer wieder Versuche auf, starke nationale Identitäten wieder zu reanimieren. Über eine gemeinsame Sprache, (wieder entdeckte) Gründungsmythen, nationale Symbole und Erzählungen, also einem System kultureller Repräsentationen, soll kulturelle Hegemonie geschaffen und eine einheitliche, nationale Identität gefestigt werden, unabhängig davon wie hybrid der jeweilige Nationalstaat aufgrund von Migration de facto sein mag.

In einem eigens im Felleshus aufgebauten Pavillon werden im wöchentlichen Wechsel 8 der insgesamt 22 isländischen Positionen gezeigt werden. Darunter: Steingrímur Eyfjörð, Gabríela Fiðriksdóttir, Rúrí, Hreinn Friðfinnsson, Finnbogi Pétursson, Jóhannes Kjarval †, Birgir Andrésson † und Sigurður Guðmundsson.