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Der Badische Kunstverein zeigt in Kooperation mit dem unabhängigen Projektraum tranzit.hu aus Budapest zwei Ausstellungen und eine Veranstaltungsreihe. Zeitlich setzt das Kooperationsprojekt in den 1960er Jahren an und führt bis zu politisch und gesellschaftlich relevanten Fragen der Gegenwart. Im Zentrum der Ausstellung im Obergeschoss des Kunstvereins steht das Projekt IPUT des ungarisch-schweizer Künstlers Tamás St.Auby, das zum ersten Mal in diesem Umfang in Deutschland präsentiert wird. 1968 gründete St.Auby die „Internationale Parallele Union der Telekommunikation“ (IPUT) als Organisation parallel zum militärischen Status quo und entwickelte verschiedene Projekte in diesem Kontext. St.Auby arbeitete in den 1960er-Jahren zunächst als Dichter, verfasste „Picture poems“ und „Concrete poems“ und veranstaltete 1966 das erste ungarische Happening – zusammen mit Gábor Altorjay. Er übersetzte und verbreitete wichtige Texte der Fluxus-Bewegung, organisierte Happenings, Aktionen, Aktionstheater und veranstaltete 1969 das erste Fluxus-Konzert in Ungarn. Neben ausgewählten „Picture poems“ aus den 1960er-Jahren präsentiert die Ausstellung auch einige der frühen Aktionsobjekte St.Aubys. Diese Objekte sind Bestandteile von Aktionen oder explizite Handlungsanweisungen an die Besucher, sich in politischen und gesellschaftlichen Fragen aktiv zu beteiligen. 1975 wurde St.Auby des Landes verwiesen und verbrachte die meiste Zeit seines 15-jährigen Exils in Genf. In der Schweiz intensivierte er unter anderem sein Projekt zum Existenzminimum („Existenzminimum Standard Projekt 1984 W“), das in der Ausstellung eine zentrale Rolle einnimmt. Auf einer direkten existentiellen Ebene bezieht sich dieses Projekt auf die Bedürfnisse des Individuums in einer von wirtschaftlichen Interessen kontrollierten Gesellschaft – ein Thema, das mit dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Hartz IV erneut an politischer Brisanz gewonnen hat. Ein weiteres wichtiges Element der Ausstellung ist der Film „Zentaur“ (1973–1975). Die vierzehn Kapitel des Films zeigen das Alltagsleben von ArbeiterInnen im Sozialismus. Während die Bilder an typische Propagandafilme dieser Zeit erinnern, werfen die nachsynchronisierten Dialoge auf humorvolle, philosophische, manchmal auch groteske Weise einen kritischen Blick auf die entmenschlichten und erbarmungslosen Arbeitsverhältnisse der Zeit. Der ungarischen Zensurbehörde blieb die subtile Kritik des Films nicht verborgen und „Zentaur“ wurde noch vor seiner Fertigstellung verboten. Nach der erfolgreichen Präsentation auf der 11. Istanbul Biennale 2009 wird „Zentaur“ nun erstmals in Deutschland gezeigt!

Co-kuratiert von Dóra Hegyi/tranzit.hu. Die Ausstellung findet im Rahmen der 20. Europäischen Kulturtage

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IPUT
(Internationale Parallele Union der Telekommunikation - Superintendant: Tamas St. Auby)
Kuratoren: Dora Hegyi, Anja Casser