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Im Waldstraßensaal zeigt „Invisible History of Exhibitions. Parallel Chronologies“ einen dokumentarischen Auszug aus dem gleichnamigen Forschungs- und Ausstellungsprojekt von tranzit.hu, das sich mit Kunstausstellungen in Osteuropa seit den 1960er Jahren bis heute beschäftigt. Ausstellungen als gängige Präsentationsformen von Kunst werden kritisch beleuchtet und in ihrem Verhältnis zur Öffentlichkeit untersucht. Progressive Kunst dieser Zeit konnte zumeist nicht in öffentlichen Kunstinstitutionen präsentiert werden, sondern fand in Klubs und Kulturhäusern oder an von Künstlern besetzten Orten statt. Das Projekt widmet sich vor allem den Legenden und „blind spots“ der Neoavantgarde der 1960er bis 70er Jahre in Ungarn und präsentiert Befragungen und Recherchen anhand von Foto-, Film- und Textdokumentationen. Für die Ausstellung im Badischen Kunstverein entwickelt der ungarische Künstler Tamás T. Kaszás eine eigene Ausstellungsarchitektur.

Im Waldstraßensaal findet auch die „Freie Schule für Kunsttheorie und -praxis“ statt, ein Lern- und Vermittlungsmodell, das von tranzit.hu seit einigen Jahren durchgeführt und nun auf den Badischen Kunstverein übertragen wird. Ziel der Freien Schule ist es, aktive Beteiligung und Dialoge zu ermöglichen und eine Analyse künstlerischer Positionen und institutioneller Systeme zu initiieren. Workshops und Vorlesungen von TheoretikerInnen und KünstlerInnen aus Ungarn vertiefen Themen wie alternative Archive, Sammlungen und Ausstellungsorte für Kunst. Eingeladen wurde unter anderem die ungarische Kuratorin Livia Páldi, die über ihre letztjährige Ausstellung zu den legendären Béla Balázs-Filmstudios in der Kunsthalle Budapest berichten und Fragen zur Filmproduktion unter politisch und gesellschaftlich prekären Umständen diskutieren wird. Die ungarische Theoretikerin und Kuratorin Beata Hock setzt sich in ihrem Seminar mit der Rolle von Frauen in der Filmproduktion zwischen 1945 und 2005 in Ungarn auseinander und beleuchtet das Verhältnis von Gender und Film.

Die Ausstellung findet im Rahmen der 20. Europäischen Kulturtage Karlsruhe 2010 statt.