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Vernissage: 19. März 2015 von 16 - 20 Uhr
Ort: 401contemporary, Potsdamer Straße 81 B, Berlin (Tiergarten)

Seit der Ausstellung „ZEROplus“ bei 401contemporary 2009 in Berlin hat sich die Galerie insbesondere mit Arbeiten der 1950er, 60er und 70er Jahre befasst und im Kontext mit jungen Künstlern des 21. Jahrhunderts präsentiert. Dieser intergenerative Dialog ist Programm.
Aus Anlass des 100sten Geburtsjahres von Adolf Luther (1912-1990) präsentierte die Galerie im Jahr 2012 eine Jubiläumsausstellung mit frühen Arbeiten der 1960 Jahre. Als Höhepunkt wurde der berühmte 'Fokussierende Raum" von 1968, eine exklusive Leihgabe der Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld, gezeigt. Die diesjährige Ausstellung befasst sich nun schwerpunktmäßig mit dem wichtigen Anliegen Adolf Luthers - der Integration von Licht und Raum. Dies wird eindrucksvoll manifestiert in großen Rauminstallationen von Hohlspiegelobjekten (wie beispielsweise 1972 zu den Olympischen Spielen München).
Zeitgleich zur Schau „ZERO: Die internationale Kunstbewegung der 1950er und 60er Jahre“ (vom 20.3. bis 8.6.2015 im Martin-Gropius-Bau Berlin) erlaubt die Galerieausstellung „Integration of Light and Space“ einen vertiefenden Einblick in das Schaffen dieses ZERO-Künstlers.

Seit den 1950er Jahren betrieb Adolf Luther eine radikale Abkehr vom gemalten Bild mit dem Ziel, die Lichtwahrnehmung selbst ins Zentrum der Seherfahrung des Betrachters zu rücken. Luthers Lichtkunst war eine Reaktion auf die Krise des Bildes; und das hieß zugleich: auf das durch Technik und wissenschaftliche Erneuerungen ins Wanken geratene Wirklichkeitsbild.

Luther entwickelte seine Konzeption eines neuen Wirklichkeitsbildes methodisch vor dem Hintergrund der Überlegung, dass sich der unsichtbare energetische Bereich der Wirklichkeit der Abbildung entzieht. Er begann Schritt für Schritt die illusionistischen Bildkategorien zu reduzieren. Er eliminiert die Perspektive, dann den Gegenstand selbst, er malte abstrakt und tauschte schließlich den Pinsel gegen einen breiten Spachtel aus und trug so die pastose Farbmasse auch nicht mehr auf die Leinwand, sondern auf eine Hartfaserplatte auf.

Sein Ziel war jedoch nicht eine neue Bildsprache mit neuen Materialien und Arbeitsweisen: Luther wollte grundsätzlich weg vom Bild, um das Licht frei von jeder materiellen Stütze zu sehen. Die Erkenntnis, dass Materie sich nicht gänzlich eliminieren lässt, sondern bei jeder Art von Destruktion nur in einen anderen physikalischen Zustand übergeht und dabei immer wieder neue Strukturen hervorbringt, brachte Luther auf die Idee, Glas zu zerstören. Glas ist transparent und besitzt die Eigenschaft der „visuellen Immaterialität, die nach Auffassung des Künstlers dem Licht verwandt ist. Luther selbst sprach von einem künstlerischen Autodafé und von einem „Entmaterialisierungsverfahren“, als er Ende des Jahres 1960 Flaschen zerschlug und in den berstenden und zersplitterten Glasstücken ein Medium für das Licht entdeckte.
„Indem Luther kraft eines energetischen Mediums einen Raum, einen Licht-Raum definiert, konstituiert er in der Kunst ein dynamisches Raumkonzept. Luthers Raum ist im Gegensatz zum starren Raum in der perspektivischen Malerei und zum starren Raum in der Environment-Kunst ein fließendes Raum- Kontinuum aus verschiedenen miteinander verzahnten Kräften: ein Kraftfeld.“ (Klaus Honnef, 1971). Ralf Hänsel gründete die Galerie 401contemporary im März 2009 in Berlin mit der Intention, junge Künstler selektiv zu fördern und sie im Rahmen eines generationsübergreifenden Dialogs mit anderen Künstlern zu fordern. Nicht nur junge Künstler werden in diesem Hologramm aus Vergangenheit und Gegenwart inspiriert, sondern die Ausrichtung der Galerie initiiert damit neue künstlerische Interpretationen und Impulse aller Beteiligter.
Im Dezember 2010 zog 401contemporary von Berlin-Mitte an die Potsdamer Strasse (Berlin-Tiergarten), eines der intensivsten künstlerisch-kreativen Gebiete im Berlin der 20er Jahre und heute wieder ein Epizentrum der Berliner Kunstszene.

www.401contemporary.com