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Das Projekt Infernoesque entstand 2007 aus einer Ateliergemeinschaft in der Heidestrasse in Berlin und wird nun von Sonja Gerdes und Johannes Weiß organisiert. Die Anfänge waren ungestüm, spontan und temporär und die Anlässe erheblich von der Freude getrieben, gemeinsam aktiv zu werden und Gestaltungsprozesse anzustoßen. Das ist bis heute so geblieben.

Die ständige Selbstreflexion, auf Grund der offenen Struktur des Projekts, hat allerdings zur erheblichen Ausdifferenzierung der Intentionen geführt. Infernoesque ist an einem Punkt angekommen, an dem aus der Selbstorganisation einer kleinen Gruppe von Künstlern eine beachtliche Anzahl von Wegbegleiter geworden ist, die gemeinsam an Gestaltungsprozessen und kreativen Handlungssituationen arbeiten, deren Energie und Innovation kaum mehr zu bremsen ist.

Es stellte sich dann schnell schon von ganz alleine die Frage, welche Bedeutung Selbstorganisation und die Organisation innerhalb von Netzwerken innerhalb des Kunstbetriebs haben und welche Anforderungen, welches Engagement und welche Formen nötig sind.

Selbstorganisation ist aus einem einfachen Grund zwingend, da das Künstlerdasein zum Selbstgestalten zwingt und mindestens ebenso zur Eigenverantwortlichkeit. Sonst ist ein grundlegendes Ziel verfehlt. Es ist eine Chance und Möglichkeit, sich als Künstler durch Phantasie und  Handlungsintentionen aus seiner notorischen Unzufriedenheit über die Zustände in denen man sich befindet zu befreien und Prozesse zu beginnen, die etwas zu verändern in der Lage sind.

Die Anforderungen sind immens, denn die derzeitige Lage ist so unübersichtlich wie noch nie. Es  müssen so viele Informationen verarbeitet werden, dass man kaum noch nachkommt. Diese Informationen lassen sich aufgrund ihrer Vielfalt und Komplexität  nicht mehr auf ihre Herkunft überprüfen. Wie kann man als Künstler noch zu einer bedeutenden und elementaren Entscheidung gelangen, wenn um einen herum jede Bedeutung sich ihrer Bewertung entzieht? Geben die derzeitigen Ausstellungskonzepte ein geeignetes Mittel etwas Neues zu erleben oder zu verstehen? Die Gruppenausstellungen in Kunsthallen oder Galerien in denen die Künstler ihre Netzwerke aktivieren, haben eines für sich: Es ist immer viel los, für Partystimmung ist gesorgt. Was die Qualität von vielen dieser Ausstellungen aber betrifft, ist es sehr wahrscheinlich, dass es zwar ein relativ hohes Maß an Vergleichbarkeit innerhalb der Kunstwerke gibt. Die eigentlich wünschenswerte inhaltliche Aussagekraft der Ausstellung bleibt aber oft fragwürdig. Und genau so ist es umgekehrt: Sind die individuellen Werke qualitativ hoch, differenziert und komplex, ist es schwer sie miteinander in Verbindung zu bringen oder gar zu vergleichen. Alleine sich zu vernetzen wegen des Vernetzungswillens und der daraus resultierenden Hoffnung mehr Leute kennen zulernen um selbst gekannt zu werden, ist relativ aussichtslos aufgrund der unübersichtlichen Größe der globalen Systeme in denen wir nun leben. Netzwerke dürfen sich daher nicht mit ihren marginalen und vordergründigen Eigenschaften begnügen, sonst vergrößern sie die Komplexität und liefern nur weiteren Input in ein sowieso schon überfrachtetes System. Die Herausforderung besteht daraus, in Abstimmungs- und Angleichungsprozessen, eine Intelligenz zu generieren, die zusammen genommen zu neuen Mustern und Wahrnehmungsfeldern führt. In der Kunst ist das kreative Potential immens, doch zumeist an Urhebertum und Autorenschaft gebunden. Das Gemeinnützige und Kooperative sollte daher stärker in den Vordergrund gestellt werden. Die Formen dafür müssen immer wieder neu gefunden werden. Infernoesque versucht, innerhalb  seiner Möglichkeitsfelder, Raum für Phantasien, Faszination und Lösungen zu geben, um Prozesse zu beginnen, die kraftvoller sind als jedes Konzept. In gemeinsamen und unhierarchischen Prozessen ist nicht nur die Identifikationsmöglichkeit am höchsten, sondern  die Bereitschaft zu gestalten, sich innovativ einzumischen und mit zu bestimmen am größten. Nur so ist es möglich, auf die Veränderungen dieser Welt geeignet zu reagieren. Die Organisationsformen müssen sich ändern. Auch in der Kunst.

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INFERNOESQUE
IT´S ALL IN YOU
Organisation: Sonja Gerdes, Johannes Weiß

Künstler: Nicolas Dusollier, Sonja Gerdes, Alex Gross, Alexandra Hopf, Sandy Smith, Moritz Stumm, Johannes Weiß