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Die Ausstellung will 90 Jahre nach der Gründung des Bauhauses in Weimar die enge Beziehung der Lehranstalt und seiner Meister nach Jena aufzeigen. Neben den bildnerischen Werken stehen die in Jena entstanden Bauwerke und die Verbindungen zur Industrie im Mittelpunkt. Projektionsskulptur: Robert Seidel & Florian Licht Projektionsskulptur: Robert Seidel & Florian Licht (Bild: Städtische Museen Jena) Die Beziehungen und wechselseitigen Befruchtungen zwischen den beiden Städten Jena und Weimar, die man gelegentlich auch „Doppelstadt“ nannte und die bis 1920 im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (ab 1918 Freistaat) gemeinsam regiert wurden, waren stets eng – früher mehr als heute. Bereits als Henry van de Velde 1902 als künstlerischer Berater für die Kleinindustrie seine Tätigkeit in Weimar aufnahm, weckte dies in Jena Neugier, die dann durch die von Harry Graf Kessler veranstalteten Ausstellungen regelrecht entflammte. In unmittelbarer Reaktion darauf kam es zur Gründung des Jenaer Kunstvereins und der Gesellschaft der Kunstfreunde von Jena und Weimar – zwei äußerst fruchtbaren, der Moderne zugewandten, Institutionen, deren Programmatik weit über den regionalen Horizont hinausragte und noch in der Rückschau durch Mut, Konsequenz und Weitblick beeindruckt. Einmal angestoßen, gingen beide Vereine bald eigene, von den Geschehnissen in Weimar unabhängige Wege und beförderten eine Entwicklung, die der Moderne den Weg nach Jena ebnete. Die kulturellen Leistungen waren in ein sozialliberales Binnenklima eingebettet, welches durch die Industriellen Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott geprägt, entwickelt und gefördert wurde. Ökonomischer Erfolg paarte sich hier mit sozialer, ethischer und kultureller Verantwortung, die jenseits allen Mäzenatentums, die Entwicklung der Unternehmen hilfreich flankierte.

Der frühere Jenaer Kunstverein bot zwischen 1903 und 1933 ein konsequent an der Gegenwart orientiertes Programm, welches in dieser Qualität und Kontinuität in weitem Umfeld einzigartig war. Kein Wunder also, dass sich diese Bestrebungen mit denen des ab 1919 in Weimar gegründeten Bauhauses trafen und der Kunstverein zu einem Partner wurde, der sich als öffentliches Podium geradezu anbot. Alle Bauhaus-Meister zeigten hier ihre Werke, hielten Vorträge und besuchten die Veranstaltungen des Vereins. Daneben bestanden zahlreiche, enge und oft dauerhafte, private Beziehungen.

In Jena wurden die Ideen der Bauhäusler industriell umgesetzt, hier wurde das Bauhaus mit ersten öffentlichen und privaten Bauwerken beauftragt und im Kunstverein fand man nicht nur die Möglichkeit zur Ausstellung eigener Werke, sondern auch ideelle und freundschaftliche Unterstützung. In Jena konnten immerhin drei Bauwerke unter direkter Leitung des Bauhauses realisiert werden, wobei dem Umbau des Städtischen Theaters in den Jahren 1921/22, Gropius’ erstem öffentlichen Bauauftrag in Thüringen, besondere Bedeutung zukam. In den folgenden Jahren, 1924 und 1928, konnte Walter Gropius zwei weitere – nun private – Bauwerke, die Häuser Auerbach und Zuckerkandl, in Jena realisieren. Zwei andere Projekte, das Haus Dexel und das Haus der Volkshochschule, scheiterten am Einspruch des Stadtbauamtes beziehungsweise an fehlenden finanziellen Mitteln. Parallel zum Bauhaus machte sich das Büro Schreiter & Schlag um eine moderne Industriearchitektur für die expandierende Firma Zeiss verdient, während Ernst Neufert und Otto Bartnig 1929/30 mit dem Studentenhaus und dem Abbeanum zwei weitere vom Bauhaus geprägte Bauwerke errichten konnten.

Die Werke der Bauhaus-Meister wurden vom Jenaer Kunstverein in mehr als 20 Sonderausstellungen gezeigt. Nachdem die konservative Regierung im Thüringer Landtag zum Generalangriff auf das Bauhaus trommelte, veranstaltete der Kunstverein in den Jahren 1924–25 einen Ausstellungszyklus, der allein dem Bauhaus gewidmet war. Neben Einzelausstellungen wurden mehrere thematische Ausstellungen ausgerichtet, wobei die von Walter Gropius und Adolf Meyer verantwortete Schau „Neue deutsche Baukunst” besonders erfolgreich war. Trotz dieser deutlichen Unterstützung und einer beim Landtag eingereichten Protestnote konnte die Auflösung des Bauhauses in Weimar nicht verhindert werden.