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15 SEP 2022 – 29 APR 2023

IMI KNOEBEL
SAMMLUNG GOETZ
MÜNCHEN

Der 1940 geborene und in Düsseldorf lebende Künstler Imi Knoebel ist mit seinem mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden Werk ein herausragender Vertreter einer radikal gegenstandslosen Malerei. Schon von Beginn an war es sein Ziel, die Grenzen des Genres zu sprengen und den Raum zu erobern. Er studierte an der Düsseldorfer Akademie in der Klasse von Joseph Beuys und erkämpfte sich gemeinsam mit Rainer Giese den legendären Raum 19, der für die beiden zu einem Freiraum für künstlerische Experimente wurde. Sie lasen Kasimir Malewitschs Schrift Suprematismus - Die gegenstandslose Welt, ließen sich von seinen Ideen inspirieren und nahmen beide den Vornamen IMI an. Im Kontext von Raum 19 entstand auch Knoebels gleichnamige Installation von 1968 aus glatten, versiegelten Hartfaserplatten, die an potenzielle Bildträger für noch nicht gemalte Bilder erinnern.

Eine andere wichtige Bezugsperson für Knoebel war sein Kommilitone Blinky Palermo, der Farbenkünstler aus der Klasse von Joseph Beuys. Nach dem frühen Tod Palermos trat Knoebel, der bis dahin hauptsächlich in den Nichtfarben Schwarz und Weiß gearbeitet hatte, sein Erbe an. Erste farbige Werke waren die mit Mennige, einem Rostschutzmittel, bemalten Hartfaserbilder, doch schon ab 1977 beanspruchte er die gesamte Palette. Mit einer unüberschaubaren Vielzahl von Farbmustern gleicht sein Atelier in Düsseldorf heute einem Experimentierlabor für Farbkonstellationen.

Die Sammlung Goetz, die mit fast 40 Arbeiten aus fünf Jahrzehnten ein umfangreiches Œuvre des Künstlers besitzt, ehrt den "junggebliebenen Altmeister einer radikal gegenstandslosen Malerei" mit einer retrospektiven Ausstellung. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit Imi Knoebel und seiner Frau Carmen entstanden. Gemeinsam mit dem Kurator Karsten Löckemann wurden 18 Arbeiten aus dem Sammlungsbestand ausgewählt und mit 16 Werken aus dem Besitz des Künstlers ergänzt. Auf eine chronologische oder thematische Hängung wurde bewusst verzichtet. Vielmehr stehen Querverweise im Vordergrund, die formale und inhaltliche Verbindungen innerhalb seines künstlerischen Schaffens aufzeigen. "Ich komme in meiner Arbeit ja immer auf die Anfange zuruck, bis heute noch und verbinde alles.", erklarte Knoebel in einem Interview.

Die früheste Arbeit in der Ausstellung ist die 20-teilige Serie Projektion mit Schwarzweißfotografien von 1968. Knoebel hatte hierfür mit einem Diaprojektor geometrische Formen, wie Linien, Kreuze und Quadrate im Außenraum projiziert, abfotografiert und zu einem Tableau zusammengestellt. Das Kreuz als geometrische Form beschäftigt Knoebel seit der Lektüre von Malewitschs Manifest und es gehört zum festen Formenvokabular des Künstlers. In der Ausstellung tritt es beispielsweise in dem zweiteiligen Bildobjekt WS I (2010) in Erscheinung. Hier ist auch ein weiteres Prinzip im Werk von Knoebel sichtbar, das ihn bis in die Gegenwart begleitet hat: die Schichtung von Formen und Farben. Auf eine reduzierte, minimalistische Art zeigt das auch der Raum mit seinen sogenannten Sandwich-Bildern von 2002. Sie bestehen aus mehreren, mit Acrylfarben bemalten Sperrholzplatten, die er zusammengefügt hat. Die Vielfalt der Farben, die dort zum Einsatz kommt, ist nur noch an den Rändern sichtbar. Ebenso bleibt die Auseinandersetzung mit Raum eine wichtige Konstante in seinem Werk. Angefangen von den Projektionen, über das Wandobjekt 16 Farben auf Blanc de titane (1993), für das er bemalte Metallleisten übereinandergestapelt hat, oder Weiss Schwarz 11 (2010), einem minimalistisch anmutenden Bild, das optisch dreidimensional erscheint, bis hin zu Ort-Rosa (2013), das auch physisch Raum für sich beansprucht.

Die Freude am Experiment ist Knoebel über all die Jahre geblieben. Sie zeigt sich nicht nur in der enormen Vielfalt unterschiedlicher Farbkombinationen, sondern auch im Einsatz verschiedener Materialien. In der Ausstellung sind beispielsweise Bilder auf Hartfaser, Sperrholz, Aluminium und Objekte aus Betonguss zu sehen.

Die Sammlerin lngvild Goetz ist dem Künstler auf all diesen Wegen gefolgt. Erste Werke wurden schon vor der Gründung der Sammlung Goetz erworben und waren in der Eröffnungsausstellung 1993 zu sehen. Außerdem war Knoebel in zahlreichen Gruppenausstellungen der Sammlung Goetz, wie zum Beispiel When now is minimal, 2013 und 2014, oder FarbRaumKörper, 2017, vertreten. Die aktuelle Ausstellung, die anlässlich seines 80. Geburtstages geplant wurde, ist seine erste Einzelausstellung in der Sammlung Goetz.

Ein Katalog mit Installationsaufnahmen, einem einleitenden Essay und einem kommentierten Werkverzeichnis zum Bestand in der Sammlung Goetz ist geplant. (Sammlung Goetz)