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Der in New York lebende Ilya Kabakov ist heute der international bekannteste Künstler aus der ehemals „inoffiziellen" Moskauer Kunstszene. Er zeigt von November bis Dezember in Leipzig die Installation „Stimmen hinter der Tür". Dem Betrachter wird das Leben von drei Familien einer Moskauer Gemeinschaftswohnung, der Kommunalka, aus den 1960er bis 1980er Jahren vorgeführt. Mit tragischer Ironie erzählt Kabakov über den Alltag des sowjetischen Gemeinschaftslebens.

Seit Anfang November arbeitet Kabakov im Rahmen des Projektes „Teaching by working I" zusammen mit StudentInnen der Hochschule für Grafik und Buchkunst und des Instituts für Kunstgeschichte an der Installation. Während des Aufbaus dieser für Kabakov typischen „Totalinstallation“ werden täglich seine Ideen und Inhalte diskutiert. Das Projekt hat in einem arbeitsintensiven Prozess inzwischen konkrete Gestalt angenommen.

Ort dieser nachgestellten kommunalen Wohnung ist das Kutschenhaus der Herfurth’schen Villa, der zukünftigen Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Die Installation erstreckt sich über eine ganze Etage. Durch deren Räume wird der Betrachter lebensnah in eine Wohnsituation des sowjetischen Alltags versetzt, in der die Bürger des gescheiterten Systems über siebzig Jahre „in Schach gehalten“ wurden. In drei Wohnräumen und einer gemeinsamen Küche gibt Kabakov einen Einblick in das Leben unterschiedlich situierter Familien. Im ersten Raum lebt eine wohlhabende vierköpfige Familie, im zweiten Raum ein armes Studentenpaar mit Kind und eine alleinstehende alte Frau im dritten Raum. Die reichere oder einfachere Ausstattung mit Mobiliar unterstreicht die soziale Dramatik in Kabakovs Werk. Bilder, Texttafeln und über Band laufende Monologe und Dialoge kommentieren die vielen Vorfälle und Streitigkeiten in der Kommunalka und mit dem politischen System. Die mit Musik unterlegten Dialoge hat Kabakov für die Leipziger Installation geschrieben und mit Schauspielern aufgezeichnet. Mit seiner Installation lässt Kabakov die Atmosphäre in der ehemaligen Sowjetunion wieder aufleben und versinnbildlicht eine allgemein menschliche Problematik des Scheiterns großer Ideale, wie es die Situation in Ostdeutschland, einem ebenfalls ehemaligen sozialistischen Staat, prägt.

Eine Arbeitsgruppe von StudentInnen hat die Räume der Installation auch im Internet „begehbar“ gemacht und sorgt damit für eine laufende Aktualisierung. Im Februar wird eine umfassende Dokumentation zu dem Leipziger Projekt erscheinen. Ein Symposium und eine Videodokumentation (23./24.11.) über die Kunst Kabakovs und deren Umfeld begleiten und reflektieren die Ausstellung.

Kutschenhaus Herfurth´sche Villa, Leipzig

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Ilya Kabakov: STIMMEN HINTER DER TÜR 1964-1983
(Ilya & Emilia Kabakov)
Kuratoren: Klaus Werner, Dieter Daniels
Ort: Kutschenhaus Herfurth´sche Villa, Leipzig