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Ausgehend von einem Interesse für eine Ästhetik des Naiven, für das Handwerkliche und Zerfallene treffen die fünf KünstlerInnen Sam Anderson (1982 in Los Angeles), Frieder Haller (1987 in Freiburg im Breisgau), Aleksander Hardashnakov (1982 in Toronto), Olga Pedan (1988 in Kharkov) und Arjan Stockhausen (*1992 in Alfter) in der Ausstellung „ICHTS“ aufeinander. Die gezeigten Arbeiten betten sich dabei in eine fiktionale Narration ein, die die Widersprüchlichkeiten der Realität mit ihren ständigen politischen und gesellschaftlichen Verschiebungen zu ihrem Thema macht. Die Ausstellung ist nicht der Versuch, einen abgeklärten, analytischen Blick auf die Welt zu liefern, sondern vielmehr, innerhalb eines Rahmens, den die einzelnen Arbeiten vorgeben, eine Stimmung zu erzeugen, die Ausdruck einer diffusen Ungewissheit ist.

So steht schon der Ausstellungstitel ICHTS sinnbildlich für eine Verschiebung: Er impliziert die Zwiespältigkeit zwischen der vielfältigen oder aber fragmentarischen Identität und dem Verlassen der Vorstellung von einem singulären Selbst. ICHTS könnte für eine x-beliebige Gruppe von Menschen, für eine hybride Gestalt, einen Mutanten, ein immer im Werden begriffenes digitales Ich stehen, für Eigenschaften ohne Körper, oder ein neuer Begriff sein, der schlicht das Ich ersetzt.

Auch die Ausstellung bewegt sich im Unbestimmten: Von der Decke hängen ein paar schiefe Bürolampen, die Verkabelung ist mangelhaft. Zwei neu eingezogene Wände stehen roh und mit den Spuren ihrer Errichtung im Raum. Vorhänge bedecken die Fenster und sind wie provisorisch mit Sicherheitsnadeln an einem Seil befestigt. Der an einen neutralen, nichtssagenden gläsernen Büroraum erinnernde Ausstellungsraum des Kunstvereins wurde so inszeniert, dass er zugleich im Aufbau begriffen sowie schon wieder verlassen anmutet. Das Arrangement wirkt temporär und die im Raum verstreuten Arbeiten wirken wie Fragmente oder wie Relikte von Ereignissen, die hier stattgefunden haben.

Losgelöst von einer zeitlichen Zuordnung entwickeln die Arbeiten der fünf Künstlerinnen Narrationen über unterschiedliche Formen des Ichs – zum Teil mythologisch, mystisch, dystopisch oder gar esoterisch. Kinder, Dämonen, Mörder, Nonnen, Manga-Figuren, Trolle, verlassene und verfallene Betonkonstruktionen, ein Mensch, der sich an einem Affen anlehnt, evozieren fantastische Welten, in der Emotionen wie Freude oder Angst, Hoffung oder Schmerz, Vergänglichkeit und Brüchigkeit frei geäußert werden können. Hier wird der Bedarf formuliert, den Menschen als nicht rational zu erkennen und durch visuelle Erzählungen diese Kraft zu aktivieren.

Die Ausstellung wurde von Oriane Durand zusammen mit Frieder Haller und Arjan Stockhausen konzipiert.