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Ich höre ein Flugzeug
09.10.2021 - 21.11.2021

Ich höre ein Flugzeug, der Titel der Ausstellung führt direkt zu Heiner Blumenthals Bildern - wenn wir es zulassen. Dieser subtile Satz wirkt wie ein Klaps, sich von der gewohnten Sehweise zu verabschieden und auf eine extreme Malerei einzulassen, die sich schon in ihrer enormen Reduktion, einer Begrifflichkeit, Benennbarkeit widersetzt. Zu sehen sind oft schwarze oder auf wenige Farben reduzierte Fragmente, Reste, Negativformen, konstruierte Verschränkungen. An die Bildränder gedrängte Streifen und Bögen sind sparsam gesetzt. Ein Gefühl von Bekanntheit macht sich breit, als hätte man einen Bezug zu etwas wie Architektur, Stadtplan oder Ähnlichem und kann es doch nicht fassen.
In Balsamterpentin und Alkyd- bzw. Dammarharz gelöste Pigmente werden auf den rohen Stoff aufgetragen, bluten aus, überdecken Abklebungen und lassen keinen persönlichen Duktus erkennen. Die sparsamen Konstruktionen erscheinen wie übriggeblieben. Auf bis zu 3 Meter Bildgröße überragen einige Hochformate den eigenen Horizont und wirken stark in ihrer puren Natur. Diese Konstruktionen strahlen auch auf den Raum um das Bild herum aus, in den sie sich imaginär fortsetzen lassen.
Heiner Blumenthal versteht seine Arbeit als fortwährende Suche in Form eines prozessualen Experiments. „Was bleibt übrig, wenn man nichts malen will?“. Diese Herangehensweise ist in sich widersprüchlich, denn so präzise und kontrolliert Blumenthal arbeitet, so bleibt bis über den Abschluss hinaus das Prinzip der Offenheit erhalten. Es geht nicht um eine Antwort auf diese Frage sondern vielmehr um ein stetiges Suchen. Bestehende Harmoniegesetze werden automatisch boykottiert, denn die Suche nach einer gültigen Form, die aus der Empfindung kommt, birgt immer wieder neue Fragen und Widersprüche.
Neben den großen Bildern zeigt der Kunstverein eine Reihe Zeichnungen und Grafiken. Eine Serie ganz neuer Carborundum-Radierungen wurde für diese Ausstellung konzipiert und wird zum ersten Mal gezeigt. Bei dieser eher rohen Technik wird eine Mischung aus Klebstoff mit Lithographiesand relativ zügig auf einer Aluminiumplatte vermalt. Nach der Trocknung bilden Kleber und Sand auf der Platte den Druckstock.

Heiner Blumenthal, geb. 1956 in Idar-Oberstein, hat von 1978 bis 1981 an der Hochschule der Künste in Berlin bei Fred Thieler und Walter Stöhrer studiert, im Anschluss von 1981 bis 1987 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei F.E. Walther und Stanley Brouwn. Blumenthal hat mehrere Preise im In- und Ausland erhalten, u.a. das Karl Schmidt-Rottluff Stipendium, Kunstfonds Bonn Förderpreis, den Villa Romana Preis, Florenz und den Preis der Pollock-Krasner Foundation, New York. Heiner Blumenthal lebt und arbeitet in Köln.

Vernissage:
Samstag 09. Oktober 14 Uhr, der Künstler ist anwesend

Finissage:
Sonntag 21. November um 14 Uhr, der Künstler ist anwesend

Geplant sind zwei Führungen:
Sonntag 24. Oktober 11:30 Uhr und
Sonntag 07. November um 11:30 Uhr