press release only in german

Ian Kiaer: ›endnote (ping)
05.09.2020 – 01.11.2020

Eröffnung: Freitag, 4.9., 19 Uhr

Samstag, 5.9., 15 Uhr
Künstlergespräch mit Ian Kiaer

Über zarte Aquarelle legen sich ausrangierte Plexiglasscheiben aus Bushaltestellen. Es entstehen Bilder aus mehreren Schichten, in denen unbekannte Fahrgäste Spuren hinterlassen haben. Architekturmodelle finden ihren Platz am Boden, pneumatische Objekte wiegen sich im Raum, in einiger Entfernung wächst eine Pflanze.

Ian Kiaers poetische Installationen aus Alltagsgegenständen, gefundenen Materialien, Modellen und Malerei können als offene, modellhafte Versuchsanordnungen erfahren werden. Mit seinen ›endnotes‹ (engl.: Fußnoten) legt er Bezüge zu (utopischen) Entwürfen aus Architektur, Philosophie und Literatur nahe. So schafft er Erfahrungsräume, die gleichzeitig Denkräume eröffnen: historische Impulse und aktuelle Debatten werden zusammengeführt, um Verständnis für unterschiedliche Formen der eigenen Position in Relation zur Welt zu verhandeln.

Ausgangspunkt für Ian Kiaers Arbeiten bilden zum Beispiel Friedrich Kieslers Auseinandersetzung mit dem endlosen Raum, Michael Marders Untersuchungen zum Erleben von Pflanzen und Samuel Becketts Textexperimente. Dabei streift Ian Kiaer aktuelle Diskussionen u.a. um das Verhältnis zu Natur oder Kolonialismus. Ian Kiaers Installationen und Objekte können als offene Versuchsanordnung oder als (vorläufiges) Ergebnis einer Reihe von Assoziationen verstanden werden.

Die Ausstellung im Heidelberger Kunstverein trägt den Titel ›endnote (ping)‹. Mit ›ping‹ nimmt Ian Kiaer Bezug zu Samuel Becketts Text ›Ping‹ (original franz. ›bing‹ 1966, von ihm selbst 1967 mit dem Titel ›ping‹ ins Englische übertragen).

›All known all white bare white body fixed one yard legs joined like sewn. Light heat white floor one square yard never seen. White walls one yard by two white ceiling one square yard never seen. Bare white body fixed only …‹

Mit syntaktischen Verkürzungen der Sätze, Ellipsen und dem Ausstieg aus der linearen Narration wird Raum (in Becketts Text ein weißer geschlossener Raum) als fragmentarische und assoziative, als subjektive Wahrnehmung, wie objektive Kraft konstruiert.

Kiaer nutzt Boden und Wände in seinen Arbeiten und der Ausstellungsplanung als gleichberechtigte Flächen für die Präsentation und spielt mit unterschiedlichen Dimensionen und Maßstäben. Im Heidelberger Kunstverein nutzt der international renommierte Künstler die verschiedenen offenen Raumebenen und präsentiert eine neue, für den Heidelberger Kunstverein angefertigte, pneumatische raumgreifende Skulptur.

In Kooperation mit der Kunsthalle Lingen.