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Einen Poeten und Gärtner kann man den schottischen Künstler Ian Hamilton Finlay nennen, der 1925 auf den Bahamas geboren wurde und 2006 in seinem Gartenreich Little Sparta gestorben ist. Allein ganz so naiv verhält es sich mit seiner Kunst nicht! Zwar liegt der Ursprung seiner Kunst in der Poesie, mehr noch im einzelnen Wort oder Begriff, indes schafft er mit der Art und Weise wie er Sprache und Bild, Text, Kultur und Natur in seinen Grafiken, Skulpturen und seinem Garten zu einander in Beziehung setzt überraschende und vielschichtige Sinnbilder, die uns beträchtliche Mitwirkung abverlangen und unser Wissen der gesamten abendländischen Geschichte aktiviert. Bei Finlays Arbeiten handelt es sich um ein in sich geschlossenes künstlerisches Werk, das sich aus Zitaten der Vorsokratiker, Ovids Metamorphosen, Vergils Eklogen, von Renaissance Künstlern, französischen Revolutionären oder ausgewählten englischen Dichtern, aus Monogrammen, Namen, Aphorismen, Anagrammen oder auch seinen Ein-Wort-Gedichten speist, um nur einen ersten groben Überblick zu geben. Finlay hebt die Namen, Begriffe und Worte aus ihrem normalen und einvernehmlichen Gebrauch, um sie in neue nie dagewesene Zusammenhänge zu bringen. So formen seine Werke frische, unverbrauchte formale und inhaltliche Verkettungen, aus denen sich durch die ästhetische Form geradezu ein revolutionäres Potential entspinnt. Beim ersten Betrachten ahnt man zunächst nur das dichte Flechtwerk der kulturellen und historischen Anspielungen, will man es verstehen, muss man in die Komplexität des Finlayschen Kosmos eintauchen. Dann erst werden Zusammenhänge bewusst und lebendig und der Verlust unserer kulturellen Rückbindung wird uns schmerzlich deutlich. Seine Rückbesinnung auf die europäische Tradition bis in die Antike, sein Kampf gegen die Profanierung und Säkularisierung unserer Kultur machen Finlay zu einem einzigartigen Verfechter des „Gartens als Konservatorium von Werten und Ideen.“

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Ian Hamilton Finlay
Heimweh nach den Tempeln