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Die Kunsthalle Mannheim schreibt seit 1997 alle drei Jahre in gemeinsamer Trägerschaft mit der H.W. & J. Hector Stiftung unter dem Titel "H.W. & J. Hector Kunstpreis der Kunsthalle Mannheim" einen Preis für dreidimensionale Gestaltung aus. Hauptziel des Preises ist es, ausgewählte junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, deren Alter mindestens 25 und höchstens 40 Jahre beträgt. Der Preis besteht aus einer Einzelausstellung für den ersten Preisträger sowie einer Gruppenausstellung von zwei bis vier weiteren Künstlern, über deren Auswahl zuvor eine internationale Jury entscheidet. Zu den Ausstellungen erscheint ein Katalog.

Für den "H.W. & J. Hector Kunstpreis 2006" hatten sich insgesamt 435 Künstler mit ihren Werkvorschlägen angemeldet. Der erste Preis ging nach einstimmigem Votum der Jury an Albrecht Schäfer, während der zweite Preis gleichermaßen für Nasan Tur und Sonja Vordermaier vergeben wurde. Ab dem 10. März 2007 können die von den drei Künstlern konzipierten Werke und Rauminstallationen in der Kunsthalle besichtigt werden.

Albrecht Schäfer, der erste Preisträger, ist gebürtiger Stuttgarter, studierte in Braunschweig, London und München und lebt seit 1995 in Berlin. Die Installationen und plastischen Arbeiten Schäfers basieren inhaltlich auf dem Konzept der Transformation von Gegenständen oder Situationen in etwas anderes, unerwartetes, um durch einen Perspektivwechsel die Wahrnehmung zu schärfen, neue Sichtweisen zu generieren oder erweiterte Erkenntnisse zu ermöglichen. Schäfer thematisiert dabei vor allem die gestalterischen Spannungsfelder von Innen und Außen, Raum und Leere. Existierende architektonische Elemente werden zu hinterfragenden Formelementen transformiert, im Alltagsleben vorhandene Gegenstände, wie etwa Papierlampenschirme in spielerisch-lyrische Raumkompositionen, übertragen oder serielle Elemente der industriellen Produktion oder der Architektur für komplexe Raumgestaltungen eingesetzt. Viele seiner Werke beziehen sich auch auf fiktive und noch nicht gebaute oder schon vorhandene Architekturmodelle, die ihre ursprüngliche Gestalt durch bisweilen minimale Eingriffe verändern.

Nasan Tur hinterfragt mit seinen Objekt- und Videoinstallationen, Fotografien oder Interventionen in öffentlichen Räumen Verhaltensweisen und Wahrnehmungsformen des Menschen und versucht unser Bewusstsein auf ästhetische, soziale oder politische Zusammenhänge zu lenken. Er geht dabei oft humorvoll, bisweilen auch kritisch vor. Mit Hilfe von irritierenden Verfremdungen einer Situation – etwa dem Baden in einer Pfütze auf einem Parkplatz oder der sich unaufhaltsam weiterdrehenden Roulettekugel in einem Roulettetisch – macht er klischeehaftes Verhalten, festgelegte traditionelle Regeln oder kulturelle Grenzen oder die Einengung individueller Verhaltensformen deutlich. Dabei entstanden mitunter auch Partizipationskunstwerke, die den Betrachter zu Interaktionen einladen.

Sonja Vordermaier kombiniert künstliche und natürliche Materialien zu Ensembles oder Installationen, die trotz ihres logischen Aufbaus beim Betrachter immer auch einen irritierenden Eindruck hinterlassen. Für Mannheim konzipierte sie eine Installation, die ein verkleinertes Tarnflugzeug mit seinem Schatten in den Räumen der Ausstellungshalle Bunker zeigt. Vordermaier gestaltet begehbare Wahrnehmungskunstwerke, die die bekannten Systeme auf ihre immanenten und externen Qualitäten untersuchen oder sie kombiniert. Ihre Objekte und Installationen bewegen sich hierbei zwischen den generativen Prinzipien Ordnung und Unordnung, Bestätigung und Verunsicherung unserer Wahrnehmungserfahrung.

Dr. Rolf Lauter

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H.W. & J. Hector Kunstpreis der Kunsthalle Mannheim
Preisträger: Albrecht Schäfer, Nasan Tur, Sonja Vordermaier