press release only in german

Hreinn Fridfinnsson präsentiert in seiner Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake neue Arbeiten sowie Aus- und Überarbeitungen von älteren Projekten. Der isländische Konzeptkünstler wurde als eine der führenden Vertreter der isländischen Avantgarde bekannt, nachdem er 1965 die Künstlergruppe SUM mitgegründet hatte. Die im letzten Jahr zusammengestellte umfassende Überblicksausstellung, die in der Serpentine London und im Kunstmuseum Reykjavik zu sehen war und derzeit weiter durch Skandinavien wandert, demonstriert das nachhaltige Interesse auch jüngerer Künstlergenerationen an seiner Arbeit.

Fridfinnssons Kunst ist stark durch Erinnerungen und Erlebnisse aus seinem Geburtsland Island und dessen kontrastreiche Landschaft geprägt. Zeitweise übernimmt er den Lyrizismus eines wandernden Barden: Er gibt Legenden oder Gerüchte, Geheimnisse und Träume wieder, erzählt ein anderes Mal Geschichten oder beschreibt einen Ort oder ein Ereignis. Seine jüngste photographische Serie House Projekt vereint alle diese Aspekte. Die Bilder dokumentieren die Weiterentwicklung seines berühmten House Projekt von 1974. Die Installation geht auf die Geschichte eines exzentrischen Isländers zurück, der sein Haus umgekehrt baute und die eigentliche Innenseite des Hauses, die Tapeten, gerahmten Bilder und Vorhänge außen angebrachte. Fridfinnsson übernahm den poetischen Versuch, die ganze Welt in ein Objekt zu fassen und baute auf einem Lavafeld außerhalb Reykjaviks ein von innen nach außen gekehrtes Haus. Er dokumentierte den Prozeß und stellte die Photos als das eigentliche Kunstwerk aus. Für den Park des Centre d'art Contempoarain Domaine de Kerguéhennec verwandelte er Anfang des Jahres das Gebäude wieder in ein „normales" zurück. Das Innere dieses Second House läßt sich nur durch die Fenster erblicken. Dort sind drei Photos des House Project von 1974 zu sehen sowie ein kleines Metallmodell des dritten und nunmehr letzten Stadiums des Projekts. Das Modell besitzt keine Wände und damit auch kein Innen und Außen. Fridfinnsson reduziert das Haus auf eine dreidimensionale Umrißzeichnung und eliminiert Referenzen an eine Zeit oder einen spezifischen Ort. Plaziert auf einen Meteoriten, einem außerirdischen Material frei von jeglichen kulturellen Bezügen, schwebt es im sonst leeren Innenraum und vereint in sich seine Vergangenheit, die Immanenz seiner Gegenwart und die Potentialität seiner Zukunft.

Bei der Installation For Light, Schadow and Dust (1994) handelt es sich um die Ausarbeitung einer älteren Arbeit, die aus neun mit Blattgold ummantelten Glasregalen besteht. Die Regalflächen fangen Reflexionen aus dem Umgebungsraum auf und veranschaulichen so die subtile Dynamik natürlicher Phänomene und deren zeitliche Veränderung. In einer Reihe von Schwarzweiß-Schnappschüssen mit dem Titel Paris March 2008 zeigt der Künstler typische, fast zum Klischee erstarrte Orte Paris' in einer Weise, die den touristischen Blick gleichzeitig zu bekräftigten und zu überschreiten scheint. Die für Fridfinnssons Kunst so typische Balance aus Alltäglichem und Magischem ereignet sich in seiner jüngsten Installation: Ein großes Hologramm, auf dessen Vorderseite eine von Händen gehaltene römische Amphore zu sehen ist, hängt frei im Raum. Bewegt man sich um das Hologramm herum, geraten die beiden Hände in Bewegung und beginnen Wasser aus der Amphore zu gießen. Fridfinnsson nutzt die Möglichkeiten des Mediums verschiedene Seiten und Winkel eines Objektes zu zeigen, um die Illusion einer einfachen Handlung und ihres zeitlichen Verlaufs zu erzeugen. Die Medienvielfalt der ausgestellten Werke belegt die Komplexität von Fridfinnssons visueller Sprache, mit der er Arbeiten zu formulieren vermag, die gleichermaßen von Humor und Staunen durchdrungen sind.

Hreinn Fridfinnsson wurde 1943 in Baer Dölum, Island geboren und lebt seit 1971 in Amsterdam. Er hatte u.a. Einzelausstellungen in der Malmö Konsthall (2008), Reykjavik Art Museum und Serpentine Gallery, London (beide 2007), Domaine de Kerguehennec, Centre d'Art Contemporain, Bignan (2002), Kyoto Art Center (2002) und der National Gallery of Iceland (1993) und dem Institute of Contemporary Art, Amsterdam (1992). 1993 repräsentierte er Island auf der 45ten Biennale von Venedig. Seine Arbeit wurde zudem in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, wie Material Time/Work Time/Life Time, Reykjavik Arts Festival (2005), Eblouissement, Jeau de Paume, Paris (2004), dem Carnegie Art Award (2000) und Sleeping Beauty-Art Now, Scandinavia Today, Guggenheim Museum, New York (1983). 2000 wurde er mit dem Ars Fennica Preis ausgezeichnet. Hreinn Fridfinnsson stellt seit 1989 in der Galerie Nordenhake aus.

only in german

Hreinn Fridfinnsson