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How to Make a Paradise – Sehnsucht und Abhängigkeit in generierten Welten

27.03.2020 — 16.08.2020
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 26. März 2020, 19 Uhr

Teilnehmende KünstlerInnen: Tega Brain, Julian Oliver & Bengt Sjölén, Elisabeth Caravella, Kate Crawford & Vladan Joler, Fleuryfontaine, Keiken + George Jasper Stone, Jakob Kudsk Steensen, Lauren Lee McCarthy, Jaakko Pallasvuo, Julien Prévieux

Paradiese klingen nach Erfüllung und Sehnsucht. Nach Ferne und Schönheit, nach Dasein ohne Mühe. Zu jeder Zeit, an jedem Ort sind digitale Gadgets verfügbar. Sie versprechen uns die Ausweitung der Komfortzone. Und sie entführen uns aus dem Hier und Jetzt. Sie nehmen uns mit in Welten, deren Erscheinungsoberflächen sich unseren Wünschen anpassen lassen.

Verspielt, nutzerfreundlich und mit dem Klang sanfter Stimmen helfen sie uns mühelos durch den Alltag. Damit digitale Assistenten auf ein Händeklatschen oder Fingerstreich reagieren, wird der Globus umspannt mit mächtiger Infrastruktur aus Satelliten, unterirdischen Kabeln, Datenbanken und Serverfarmen, die von einer Handvoll globaler Konzerne betrieben werden. Die Leistungen verbrauchen Energie, Rohstoffe und schlechtbezahlte Arbeit, bieten aber den schnellen Zugang zur Erfüllung unserer unmittelbaren Begehren, ziehen ihre User dafür in eine Abhängigkeit hinein. Künstliche Intelligenz, Robotik und Virtual Reality bedienen das Versprechen auf eine bessere Welt, eine technisch optimierte Lösung ohne menschliche Fehler.

Durch den Zugriff auf digitale Tools fühlen wir uns in der Lage selbstermächtigt in der virtuellen Sphäre zu agieren. Wir befragen das Netz auf der Suche nach Lösungen für unsere alltäglichen Probleme. Die online DIY – do it yourself – Kultur gibt Zugang zu gemeinschaftlichem Wissen, ermächtigt uns zum autonomen Handeln. Diese neue Handlungsfreiheit ist geprägt von einen Umgang mit Instrumenten und Applikationen, ohne dass wir jedoch die Sprache kennen müssen, in der Computer verstehen, und ohne die Komplexität der Systeme zu begreifen. Handlungswissen („how to“) genügt meist aus, das Machen steht vor dem Verstehen.

In den digitalen Oberflächen spiegeln wir uns selber. Immer weiter optimieren wir unsere Skills, unser Selbst und unsere individuelle Welt. Sehnsüchtig nach Verführungen und dem Erlebnis von Nähe ohne Intimität, von Erregung ohne Konsequenz, in individuellen Paradiesen. Mit einem digitalen Leib als künstlicher Manifestation unseres inszenierten Selbst bewegen wir uns durch die Matrix der digitalen Welt. Auf der Suche nach Anerkennung, die Selbstvergewisserung im Like der Online Communities.

Kuratiert von Mattis Kuhn mit der Unterstützung von Franziska Nori, umfasst die Ausstellung ein breites Spektrum künstlerischer Projekte, die sich mit dem menschlichen Wunsch nach digitalem Eskapismus, sowie dem Drang, unsere Fähigkeiten zu erweitern, um uns durch den Einsatz von Technologie zu optimieren, auseinandersetzen. Zu sehen sind multimediale Installationen, digitale Filme und VR Experiences. Unter dem Titel „How to Make a Paradise“ präsentieren KünstlerInnen Visionen zu irdischen Paradiesen, reflektieren aktuelle Entwicklungen und animieren zu eigenen Imaginationen zukünftiger Welten.