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Hot Testing. Etwas auf den Prüfstand stellen. Und als solcher kann eine Ausstellung im Kosovo durchaus betrachtet werden. Kontextverschiebung. Was bedeutet ein Kunstwerk, dass in österreichischer Umgebung „einwandfrei“ funktioniert in der Umgebung Kosovo? Gewissensfragen. Kann dieses und jenes Werk überhaupt in Peje, gezeigt werden, einer Stadt, die noch vor wenigen Jahren von Tod und Zerstörung heimgesucht wurde? Visionen. Welche Botschaft will eine Ausstellung in diese Stadt mitbringen?

Hot Testing bedeutet also zunächst die generellen Fragestellungen, die sich an KuratorInnen richten, die sich dieser Aufgabe stellen. In weiterer Folge bezieht sich der Titel auf die ausgewählten Kunstwerke, die ihrerseits die Wahrnehmungsgewohnheiten der am Kunstwerk beteiligten Personen oder des Publikums einem Test unterziehen:

David Moises aus Wien hat auf Basis eines Laubgebläses einen „Fliegenden Teppich“ konstruiert, der vom Publikum durchaus in Betrieb genommen werden kann. Weit abheben kann man damit nicht, aber dem Traumbild vom fliegenden Teppich ist ein Ausdruck verliehen. Nebojsa Seric Soba, ein Bosnier, der sich momentan in New York aufhält, hat sein Traumbild dieser Stadt zerplatzen sehen. Die Videoarbeit „Joy Division“ liefert ein Bild der melancholischen Auseinandersetzung des Künstlers mit der Welt-Kunst-Metropole.

Die österreichische Gruppe Monochrom ließ jeweils 25 Personen aus dem Gedächtnis Logos bekannter Unternehmen zeichnen und es ist kaum zu glauben, was sich alles im kollektiven Gedächtnis eingebrannt hat und bei diesem Test zum Vorschein kommt.

Ebenfalls mit dem kollektiven Gedächtnis arbeitet das bosnische Künstlerduo Kurt&Plasto. Sie schicken „Greetings for Europe“, eine Posterserie, die 12 verschieden bekannte Ereignissen oder Persönlichkeiten der europäischen Geschichte verarbeitet. Um eines der Motive zu zitieren: „EUSCHWITZ“ war auch auf dem ex-jugoslawischen Kriegsschauplatz präsent - das sollte einigermaßen bekannt sein.

The Blue Noses Group ist ein Kollektiv aus der sibirischen Großstadt Novosibirsk. Die Gruppe hat eine Formensprache mit unvergleichlichem Witz entwickelt, die es ihnen erlaubt, Themen auf unkompromisslose Weise zu verhandeln: „25 short Performances About Globalisation“. Andreas Leikauf aus Wien zeigt übermalte Geldscheine aus der Serie „Meine erste Million“, eine subtile und konsequent verfolgte Attacke auf das monetäre System.

Eine Subversion anderer Art betrieb der bulgarische Künstler Ivan Moudov, indem er einen Kreisverkehr in Weimar mit sieben Fahrzeugen für „14:23 Minutes Priority“ lahm legte. Die Aktion und Reaktionen darauf hat er mit Video dokumentiert.

Neben dem Abtesten unterschiedlicher Art ist den gezeigten Arbeiten noch eines gemeinsam: Der Sinn für Humor. Zwar sehr verschieden vorgetragen - alle beteiligten KünstlerInnen entwickeln diese Eigenschaft ihrer Werke wohl gemäß ihrem Naturell - doch in Summe lädt die Ausstellung dazu ein, die trockene Realität gelegentlich mit einem Augenzwinkern zu kommentieren.

Dafür steht auch das Kollektiv Cooks of Grind aus Graz, das anlässlich der Eröffnung am 23. Juli in Peje in seiner Performance die Grenzen zwischen experimentellem Kochen und Kunstaktion ausloten wird und so quasi zum Hot Tasting einlädt.

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