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Andrea Mantegna, 1431 in Isola di Carturo bei Padua geboren, ist einer der Hauptmeister der italienischen Renaissance. Ausgebildet bei Francesco Squarcione (1397-1468) in Padua, entwickelte Mantegna eine Formensprache von scharfen Konturen und hoher Plastizität, die sich an den Errungenschaften der Florentiner Frührenaissance orientierte. Seine Malerei gründet auf Antiken- und Naturstudium und dem Einsatz der Zentralperspektive. Auf dieser Basis gelangte Mantegna zu einer bis dahin unbekannten Monumentalität, die dem Lebensgefühl und dem Repräsentationsbedürfnis seiner Auftraggeber unmittelbar entgegenkam. Berühmt wurde Mantegna vor allem durch die groß angelegten Werke wie die Fresken der »Camera degli Sposi« und den Gemäldezyklus zum »Triumphzug Caesars«, die er im Auftrag der Gonzaga als deren Hofmaler in Mantua ausführte.

Dem malerischen Werk steht ein schmales druckgraphisches Œuvre gegenüber. Nach wie vor wird diskutiert, ob die sieben Kupferstiche, die Mantegna traditionell zugeschrieben werden, auch von ihm selbst ausgeführt wurden, oder ob er versierte Stecher in seiner Werkstatt beschäftigte, die in enger Abstimmung mit ihm die in seinen Zeichnungen entworfenen Bildfindungen umsetzten. Tatsache ist, dass von den vergleichsweise wenigen Arbeiten fruchtbare Impulse in viele Richtungen ausgingen. Durch die Vervielfältigung seiner Bildideen in der Druckgraphik wurde Mantegnas Kunst wie die keines anderen Zeitgenossen bekannt. Mochten auch die Ehrungen, die Mantegna zu seinen Lebzeiten empfing, in erster Linie auf sein malerisches Werk zurückgehen, so basiert der Nachruhm des am 13. September 1506 in Mantua verstorbenen Künstlers doch wesentlich auf dem druckgraphischen Werk. Es verbreitete die Kunst und den Ruhm Mantegnas in ganz Europa und bezeugte damit bald nach Erfindung des Buchdrucks die ungeahnten Möglichkeiten des Mediums.

Die Staatliche Graphische Sammlung München zählt zu den wenigen Sammlungen, die sämtliche Kupferstiche Mantegnas und seines engsten Kreises in Abdrucken von guter Qualität besitzt. Das 500. Todesjahr des großen Oberitalieners gibt Anlass, die seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellten Arbeiten, restauriert und neu aufgesetzt, in einer Werkschau als Hommage an den Meister zu präsentieren. Sie versteht sich als ein kleines Präludium zu den großen Ausstellungen, die zum Jubiläum in den Städten von Mantegnas Wirken, Padua, Verona und Mantua stattfinden werden.

Den Auftakt zur Ausstellung bildet die Darstellung »Sitzende Maria mit Kind«, ein Blatt, das für die anhaltende Diskussion um das druckgraphische Werk Mantegnas charakteristisch ist. Während die ältere Forschung aus stilistisch-technischen Gründen in dem Kupferstich eine der frühesten Arbeiten des Künstlers in diesem Medium sah, gilt er heute als eine der spätesten. Von diesen Diskussionen unberührt bleibt, dass der Stich – in seiner Zeit geradezu revolutionär – eine Vorstellung von Demut und innig empfundener Mutterliebe vermittelt. Auf der Grundlage der Naturbeobachtung deckt Mantegna der Kunst bislang verborgene Schichten des menschlichen Wesens auf. Blätter sakraler Thematik schließen an und zeigen etwa in der »Geißelung Christi« Mantegna als einen Pionier der perspektivischen Raumorganisation oder in dem Stich »Auferstandener Christus zwischen den Heiligen Andreas und Longinus« sein bis dahin beispielloses Vermögen, im kleinen Format Kompositionen von wahrhaft monumentaler Wirkung zu konzipieren. Die Arbeit »Herkules und Antaeus« mit möglicherweise programmatischem, kunsttheoretischem Hintergrund leitet die Sektion mythologischer Thematik ein. Höhepunkte bilden die beiden Stiche der »Bacchanalien« sowie die »Kämpfenden Tritonen und Seekentauren«. Mit diesen Arbeiten gelang es Mantegna, einerseits an die antike Formensprache anzuknüpfen, andererseits aber – und hier geht er Michelangelo voraus – sich kreativ über dieses Erbe hinwegzusetzen und die Darstellung in eine neue Räumlichkeit und Bedeutung zu überführen. Es ist nur folgerichtig, wenn so bedeutende Künstler der Frühen Neuzeit wie Albrecht Dürer, Raffael und Rembrandt die druckgraphischen Werke Mantegnas studierten und sie für eigene Werke nutzten oder weiterentwickelten und diese Rezeption zu einem Kardinalthema der Kunstgeschichte wurde.

Die Münchner Ausstellung kann dies andeuten, möchte aber vor allem die Gelegenheit bieten, die Kupferstiche Mantegnas frei von komplexen Diskussionen und Theorien ganz für sich zu betrachten, sie als wahres künstlerisches Vermächtnis Mantegnas zu entdecken und zu genießen.

Pressetext

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Hommage an Mantegna 1431-1506
Andrea Mantegna
Druckgraphik
Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung in der Pinakothek der Moderne