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Hiwa K. Moon Calendar
26.05.2018 – 29.07.2018

Der 1975 im nordirakischen Kurdistan geborene Künstler Hiwa K reflektiert in seinen Videoarbeiten und Installationen die eigene Migrationsgeschichte und überführt diese in poetisch und narrativ vielschichtige Arbeiten. Die Frage nach geografischer Verortung, die Suche nach Orientierung oder das Sich-Gewahrwerden spielt in vielen Werken des Künstlers eine tragende Rolle, der einmal berichtete, seine »Heimat« sei in seinen Füßen verortet.

In der titelgebenden Arbeit dieser Ausstellung »Moon Calendar« (2007) ist Hiwa K tanzend in einer Halle des irakischen Gefängniskomplexes Amna Souraka zu sehen, während er mittels eines Stethoskops den Takt seines Herzschlags verfolgt und wie eine Transkription in Flamenco-Schritte an den Boden weiterleitet. So entsteht ein Prozess, der den Künstler bei jedem Schlag und Gegenschlag an seine Positionierung sowie Taktung innerhalb des kontextbeladenen Umraums erinnert.

Zusätzlich zu existierenden Arbeiten werden zwei raumgreifende Installationen realisiert: inspiriert von dem Werk »My Father’s Colour Period« (2013) nutzt Hiwa K die markanten Fenster des Künstlerhauses als Screens, um das Sonnenlicht farbig in den Raum zu leiten. Monumental erstreckt sich schließlich die Sandarbeit »What the Barbarians Did Not Do, Did the Barberini« (2012), die formal Bezug auf das Pantheon nimmt und inhaltlich hieraus dessen Diskurs zum zwiespältigen Charakter des Materials Bronze – zum Zwecke von Kunstschaffung und Waffenherstellung – aufgreift und geografisch ausweitet.

Beobachtungen sind wesentliches Ausgangsmaterial von Hiwa K. Er nutzt sich selbst als Material, um stellvertretend als metaphorischer Protagonist zu fungieren, der sowohl physisch-performativ als auch philosophisch die Gegenwart und hierin vorhandene Verweise auf historische Kontexte auf beeindruckende Weise offenbart.

Die Ausstellung »Moon Calendar« entstand in Kooperation mit dem S.M.A.K. (Stedelijk Museum voor Actuele Kunst) in Gent. Hiwa K nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil, u. a. der documenta 14 und der 56. Venedig Biennale.