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Hinnerk Schrader (1932 in Nahrendorf geboren, 1989 in Ronnenberg bei Hannover gestorben) hat als Maler, Zeichner und Konstrukteur fragiler Zeltbauten und poetischer Skulpturen aus Fundstücken ein umfangreiches, annähernd 3500 Arbeiten umfassendes Werk von beeindruckender Vielfalt hinterlassen.

Dem Mönchehaus Museum für moderne Kunst ist es gelungen, den Nachlaß Hinnerk Schraders, der sich bislang in der Obhut seiner Familie befand, langfristig in die Sammlung des Hauses einzubinden und somit die Bestände des Instituts in besonderer Weise zu erweitern.

Mit einer umfassenden Ausstellung wird der Formenreichtum des Werkes von Hinnerk Schrader mit Zeichnungen, Bildern und Objekten erstmals in Goslar vorgestellt.

Die Bildwelt, die sich in den Arbeiten Hinnerk Schraders entfaltet, eröffnet den Blick auf eine Kultur, die unserer Erfahrung von Wirklichkeit fremd geworden ist. Fern und entrückt erscheinen die Figuren, die hier ihren Auftritt haben. Wir machen geflügelte Wesen aus, die wir wissend im Reich der Fabel zu orten glauben. Hirten, Boten und Jäger erscheinen - es herrscht Windstille. Die Figuren tragen Nachtgepäck. Sie finden die Ruhe auf der Flucht. Hinnerk Schraders Bildwelten sind metaphorische Landschaften, in denen die grundsätzlichen Fragen der menschlichen Existenz in geheimnisvoller Weise angestimmt werden. Darin liegt die unverbrüchliche Zeitgenossenschaft seines Werkes.

Schraders Bilder, Zeichnungen und Objekte erscheinen wie Bühnen einer anderen Welt. In der Verletzlichkeit der Figuren, der Fragilität ihres Auftritts, der einen zeitlupenhaft gedehnten Augenblick nur zu währen scheint, eröffnet sich eine Szenerie, die Samuel Beckett als den Schauplatz des Individuums beschreibt, als den Schauplatz eines ständigen Umfüllprozesses aus dem Gefäß, das die träge, blasse und eintönige Flüssigkeit der Zukunft enthält, in das Gefäß, das die bewegte Flüssigkeit der Vergangenheit bewahrt. In der Überlagerung der Gezeiten des Individuums wird ein Raum eröffnet, der aus der Zeit gerissen ist.

Nicht von ungefähr hat Hinnerk Schrader im Werk Samuel Becketts Wahlverwandtes gespürt, Wahlverwandtschaften der Schreibweise, die sich in der Textur der Bilder zu spiegeln scheinen. Die kreisende Bewegung um den immer gleichen Kern, der namenlos bleibt, das Verschwinden des Benennbaren, der Sog der Zeichen, der in keiner Bedeutung versiegt, sondern auf die Stille zusteuert, den Ort des Schweigens anvisiert, in dem alles Wissen aufgehoben ist. Diesen Ort wird die Ausstellung in der Vielfalt des Werkes inszenieren.

Pressetext

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Hinnerk Schrader - Zeichnungen, Bilder, Objekte
Kurator: Carsten Ahrens