Galerie K&S

Linienstr. 156-157
10115 Berlin

plan route show map

artists & participants

press release only in german

Zentrales Thema der von Miriam Bers kuratierten Gruppenausstellung Hidden (hi)stories ist die künstlerische Auseinandersetzung mit Geschichte(n) und ihren investigativen, narrativen dokumentarischen und fiktiven Aspekten. Konträr zu der kontinuierlich zunehmenden und vor allem durch die Massenmedien vorangetriebenen Verflachung sowie Spektakularisierung von Historie(n) erforschen Maja Bajevic, Lene Berg, Yane Calovski, Peter Ravn Callesen, Andrea Melloni und Florian Wüst in ihren Objekten, Fotografien, Performances, Videoarbeiten sowie Installationen unterschiedliche Bereiche der Geschichtsschreibung. Vornehmlich die jüngere Geschichte ihres Landes und damit verbundene politische und soziale Realitäten spricht Maja Bajevic an (1967, Bosnien Herzegowina, lebt in Paris). In ihrer Arbeit Back in Black (2003), einer Doppelvideoprojektion, die sie in K&S zeigt, geben - in einem nostalgisch inszenierten Café sitzend - maskierte Frauen und Männer zynische Witze zum Besten, die man sich während und nach der Kriegszeit in Sarajewo erzählte. Florian Wüst (1970, Deutschland) untersucht das mitunter labile und diskrepante Verhältnis zwischen Staat und Individuum im Kontext der westlichen Nachkriegs- und Gegenwartsgeschichte. Dabei stehen Begriffe wie Demokratie und Freiheit, Fortschrittsglaube und Ethik im Vordergrund. In dem von einer Raumzeichnung begleiteten Hörspiel Ein Abgrund von Landesverrat (Studien zum politischen Subjekt 2#), das erstmalig in Hidden (hi)stories zu sehen ist, behandelt er die SPIEGEL-Affäre unter Berücksichtigung damaliger Statements des Publizisten Sebastian Haffner.

hren Ausgangspunkt in widersprüchlichen oder ambivalenten Begebenheiten finden die Filme und Installationen der derzeitigen Solitude-Stipendiatin Lene Berg (1965, Norwegen, lebt in Stockholm) auf andere Weise; die Frage nach den Bildern und der Sprache, mit denen Geschichte geschrieben wird, ist Wesensmerkmal ihrer investigativen Kunst. In Berlin zeigt sie den Epilog ihrer Multimedia-Arbeit Body is Found. In dieser werden der mysteriöse, als Suizid deklarierte Tod des in den 30er Jahren international bekannten schwedischen Zündholzfabrikanten Ivar Kreuger in Paris und die gesellschaftspolitischen Begleitumständen im März 1932 behandelt. In der aktuellen Berliner Version konzentriert sich die Künstlerin auf den hiesigen Grundbesitz Kreugers und die lokale Tagespresse jener Zeit. Andrea Melloni (1975, Italien) widmet seine Recherche indes naturwissenschaftlichen Arbeitsmethoden. Mit der Cubide ammelare, einer Struktur, für die er immer wieder neue Unterabteilungen schafft, thematisiert der Künstler die fortschreitende Genforschung und Reproduktionsmedizin. Unter Verwendung eigener Körperabsonderungen, die zunächst mikroskopischen und Computersimulationsprozessen unterliegen, kreiert Melloni einen Virus, der sich hier im Kunstkontext ausbreitet. Durch die Appropriation naturwissenschaftlicher Verfahrensweisen bringt er diese in einen kritischen Zusammenhang. Auch Yane Calovskis (1973, Mazedonien, lebt in Maastricht) vor allem topographische Interventionen beruhen auf einer systematischen Aneignung und Verbreitung bereits vorhandener Strukturen. Seine Arbeit Tommy Rot (2002) entstand während eines längeren Aufenthaltes in der Stadt Bozen und ist in den frühen 60er Jahren angesiedelt. Zur damaligen Zeit verübten Südtiroler Irredentisten, über Attentate die Unabhängigkeit des an Italien angegliederten Staates zu erwirken. Zusammen mit einer Schauspielerin und der Presse vor Ort inszenierte Calovski performative Aktionen, die die regionale Geschichte des Ortes und seiner Umgebung widerspiegeln. Hingegen findet Peter Callesens (1967, Dänemark) Auseinandersetzung mit Geschichte(n) auf zumeist romantische Weise statt. Als Vorlage für seine Performances und Zeichnungen dienen ihm vielfach Märchen. Wiederholt in Erscheinung tretende Charaktere sind dabei Das häßliche Entlein und Der schöne Schwan, die dem Künstler als Metapher für identitätsstiftende Fragen dienen. In seiner Performance Step präsentiert er sich im Entenkostüm mit überdimensionalen Füßen und positioniert sich derart im Raum, dass eine Konfrontation mit dem Ausstellungsbesucher nicht ausbleibt...

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Pressetext

only in german

Hidden (hi)stories
Kuratorin: Miriam Bers

mit Arbeiten von Maja Bajevic, Lene Berg, Yane Calovski, Peter Ravn Callesen, Andrea Melloni, Florian Wüst