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Hey, Mars!
kuratiert von Lydia Korndörfer
22.06.2019 - 11.08.2019

Eröffnung: Freitag, 21. Juni 2019, 19 Uhr

Mit Werken von:
A/A (Andreas Greiner & Armin Keplinger), Natalie Körner, PPKK (Sarah Ancelle Schönfeld & Louis-Philippe Scoufaras), Elisa Storelli

Vom 22. Juni bis 11. August 2019 wird die Studiogalerie im Haus am Lützowplatz in eine Raumstation verwandelt. Die Ausstellung „Hey, Mars!“ widmet sich dem neu aufkommenden Marsfieber. Nur 50 Jahre nach der Mondlandung rückt heute das nächste bedeutende Raumfahrtziel in greifbare Nähe: Bis 2027 soll der Mars nicht nur betreten, sondern auch besiedelt werden. Was sich wie Science-Fiction liest, ist Realität: Kolonialisierungspläne, Infrastruktur und Technologien für die künftigen Marsmenschen wurden bereits entwickelt.

Die Ausstellung gibt einen fiktiven Ausblick auf die Zukunft der Menschheit als Space-Nomaden. Eine imaginäre und von der Architektin Natalie Körner entworfene Mars-Basis rahmt das mögliche Szenario. Spielort ist der rote Planet im post-anthropozänen Zustand, der als Kopie der Erde versagt und doch seine Funktion – einen interstellaren Zwischenstop auf dem Weg zum Planeten B – erfüllt hat: Eine Welt, die von Menschen geformt und von Marsianern verlassen wurde.

Im Control-Center schwingt eine Pendeluhr im Takt von Mars-Sekunden. Die Skulptur „Time Piece (Martian Deadbeat)“ von Elisa Storelli spielt auf die Messgeräte der großen Entdecker an und umkreist die Suche nach einer adäquaten Zeitrechnung auf dem Mars. Kameras scannen karge Landschaften. Die Videos wurden jedoch nicht von Marsrovern, sondern dem Künstlerduo A/A im Braunkohle-Tagebau nahe des Hambacher Forst aufgenommen. Mit „A/ Irradiance Map“ untersuchen sie die von Maschinen geformten, abstrakten Oberflächenstrukturen. Zu einer kontemplativen Betrachtung von Mensch und Natur verdichtet, erinnern die Bilder nicht zufällig an Marslandschaften: Gezeigt wird der kurzfristige und effektive Eingriff des Menschen, der die Erde nachhaltig verändert und auch den Mars umgestalten wird.

Hinter einem Vorhang verbirgt sich das Reich des Planetengottes Mars. Zur Eröffnung und zum Ende der Ausstellung erscheint die Gottheit (verkörpert von FRZNTE) und aktiviert die Installation des Künstlerduos PPKK. Mit schwerelosem Tanz wird das im Ausstellungsrau fixierte Attribut, die Lanze, energetisch aufgeladen. Zeuge des Ereignisses wird nur, wer sich von Mars in das vom Künstlerduo konzipierte, zwischen Mythologie, Methanproduktion und Akupunktur zirkulierende Kontinuum kosmischer Zusammenhänge einweihen lässt (Anmeldung unter: ppkk@mail.de).

Abschließend gibt die Veranstaltung „Mars Talks & Mars Songs“ mit Beiträgen von Lukas Feireiss, Georg Dickmann und Natalie Körner unterschiedliche Perspektiven auf den euphorischen Aufbruch ins All. Premiere feiert außerdem die Performance „Mars Song“ von Elisa Storelli: Stimmen und Instrumente erklingen wie sie auf dem Mars zu hören wären.

Die Ausstellung versteht sich als spielerischer Exkurs zur Zukunft der Menschheit auf Mars und Erde. Während die Flucht in den Weltraum als Exit-Strategie an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewinnt, bleibt die Zukunft unseres Planeten, der Gesellschaft und Kultur wie wir sie kennen, ungewiss. Wird der Mensch eine neue Erde finden oder erschaffen? Welches Wissen, welche Werte werden tradiert, wenn bereits heute als Konsequenz des Klimawandels nicht die Ehrfurcht vor der Natur zur Prämisse menschlichen Handelns wird, sondern Zukunft – ganz im Gegenteil – mit der Macht, Planeten durch ‚Terraforming‘ zu gestalten, assoziiert wird?

Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.

Kuration und Text: Lydia Korndörfer