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Eine Ausstellung von Schaulager Basel und Herzog & de Meuron, für die Präsentation in München angepasst von Haus der Kunst und Herzog & de Meuron. Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 und zeitgleich mit der dritten Architekturwoche.

"No. 250" ist die Projektnummer der Ausstellung im Werkverzeichnis von Herzog & de Meuron.

Die Arbeit von Herzog & de Meuron ist in München seit mehr als einem Jahrzehnt gut bekannt. 1992 eröffnete die Sammlung Goetz, eine Galerie für eine Privatsammlung zeitgenössischer Kunst, gefolgt von dem Wohn- und Geschäftshaus in der Herrnstraße, den Fünf Höfen, einem Innenstadtprojekt für München und der Allianz Arena, dem neuen Fußballstadion für München. 1991 stellten Herzog & de Meuron im Münchner Kunstverein aus ("Architektur von Herzog & de Meuron"). Inzwischen gehören die Basler Architekten zu den gefragtesten weltweit.

Marktplatz Das Interesse der Architekten richtet sich nicht darauf, mit der Ausstellung das Geleistete, die abgeschlossenen Projekte und fertigen Gebäude zu präsentieren. Vielmehr konzentrieren sich Herzog & de Meuron auf die Wege und Umwege, auf den gedanklichen Prozess hinter dem fertig Gebauten. Jedes abgeschlossene Projekt ist das Ergebnis eines aufwändigen Entwurfsprozesses, von dem Formexperimente, Skizzen, Modelle, Mock-Ups und Materialproben, wundersame Gegenstände und nicht identifizierbare Findlinge als sinnliche Spuren zurückbleiben. Diese Spuren - bald banale Objekte, bald ausgefeilte Modelle und ganz uneinheitlich in Material und Technik - geben Auskunft über Versuche der Formfindung, über räumliche Recherchen, Material- und Oberflächenexperimente im Zusammenhang mit einem bestimmten Projekt. Sie zeigen, wie Herzog & de Meuron auf geologische Besonderheiten, auf kulturelle oder städtebauliche Vorgaben reagieren, wie aus der Vielzahl der Überlegungen allmählich eine kontextbezogene Strategie entsteht und sich das anfänglich breite Spektrum an Optionen schließlich zu einer konkreten Lösung verengt.

Die Spuren sind auf etwa 100 Tischen mit bedruckten Papierbahnen ausgebreitet. Die Objektcodes der Beschriftungen setzen sich aus Projektnummer_Objektnummer sowie einem Buchstabenkürzel für die Objektgattung zusammen: MO steht für Model, MU für Mock-Up, SA für Sample, SK für Sketch und PH für Photograph. Der Blick in die Werkstatt und das Archiv der Architekten, der auf diese Weise ermöglicht wird, reicht von Großprojekten der Gegenwart zurück bis zu den Anfängen: Die frühesten Projekte stammen aus dem Jahr 1979; damals war das gemeinsame Büro von Jacques Herzog und Pierre de Meuron, mit dem eine seit der Kindheit bestehende Freundschaft in eine auch berufliche Beziehung mündete, erst ein Jahr alt.

Die Objekte auf den Tischinseln treten ohne den Anspruch auf eine künstlerische Aura auf, sind aber von einer eigenen und oft überraschenden Schönheit. In ihnen wird die Haltung des architektonischen Schaffens von Herzog & de Meuron, und damit verbunden auch die Ausstrahlung und Verführungskraft der fertigen Projekte, am ehesten fassbar und verständlich.

Kooperationen Seit Jahren arbeiten Herzog & de Meuron mit Künstlern wie Thomas Ruff, Ai Weiwei und Rémy Zaugg zusammen. Weniger von Sachzwängen eingeschränkt als ein Architekt, kann ein Künstler konsequenter vorgehen und radikalere Lösungen finden; deshalb sind diese Kooperationen für Herzog & de Meuron von großem Reiz. Es geht dabei weder um nachträgliche Kunst am Bau, noch um pragmatische Konsenssuche, sondern darum, neue und unerwartete Bilder zu finden.

Die Zusammenarbeit mit Rémy Zaugg beispielsweise hat sich über viele Jahre bewährt und dauerte bis zu dessen Tod im vergangenen Jahr. Von Rémy Zaugg stammt das Farbkonzept für die Büroeingänge der Fünf Höfe in München, das aus Orientierungsplänen, Wort-Bildern in den Büroeingängen, auf Bodenplatten und an den Außenfassaden besteht. Rémy Zaugg wird in der Ausstellung mit einer Hommage und einem eigenen Raum gewürdigt.

Projektionen und andere Blicke Mittels ausgewählter künstlerischer Arbeiten versucht die Ausstellung, die immaterielle Wirkung der fertigen Gebäude anschaulich zu machen.

Die Fotografien von Thomas Ruff erhalten ebenfalls einen eigenen Raum. Aus den frühen Aufnahmen von Sammlung Goetz, München, Lagerhaus Ricola, Laufen und Signal Box, Basel spricht das Anliegen des Fotografen, Tiefe in Flächen und Linien zu verwandeln. Ruff ist weniger an Raumtiefe interessiert als daran, dass die Fläche gut im Bild sitzt oder zwei Linien gut zueinander stehen.

Die Videoarbeit von Ai Weiwei aus dem Jahr 2003 wird in Zusammenhang mit den städtebaulichen Projekten in China gezeigt. Die 153-stündige Kamerafahrt durch sämtliche Straßen von Beijing vermittelt ein atmosphärisches Bild der Stadt, in der das Stadion entsteht. Auch Zilla Leutenegger nähert sich der Architektur mit bewegten Bildern. Ihre Videoinstallation "Laban" (2004) erfasst das Tanzzentrum in London in seinem Dialog mit dem Leben, den Menschen und dem Ort. Die vor Ort entstandenen Aufnahmen werden auf das gleiche verspiegelte Glas wie an der Fassade rückprojiziert.

Allianz Arena Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Allianz Arena. Mit einer einfachen technischen Konstruktion wollen Herzog & de Meuron für die Dauer der Ausstellung den Original-Schriftzug der Allianz Arena auf dem Haus der Kunst installieren. Wie die Fragmente, die in der Ausstellung den Schaffensprozess dokumentieren, ist der Schriftzug ein Überrest, eine Erinnerung an die Arena.

Michael Wesely hat von der Arena von Februar 2003 bis Mai 2005 eine Langzeitbelichtung in Großformat geschaffen. Auch eine neue Arbeit von Thomas Ruff hat die Allianz Arena zum Thema. Dabei besteht die künstlerische Strategie im Informationsentzug: Wenn der Betrachter nahe an das aus handflächengroßen Pixeln bestehende Großformat herantritt, löst es sich in ein abstraktes Gebilde auf.

Durch das Source Book - Papierbahnen mit Hunderten von Abbildungen - wird die Konzeption, Entwicklung und Ausführung des Fußballstadions nachvollziehbar. Zusammengenommen ergeben all diese Informationen und Fotos von Situationen, Schauplätzen oder Dokumenten einen Bilderfluss, der den Verlauf des Projekts spiegelt, ohne einzelne Details oder Etappen besonders hervorzuheben. Das Source Book enthält wie ein Arsenal sämtliche Bilddokumente, die im Zusammenhang mit einem Projekt entstehen.

Zeichnungen Zeichnen ist ein Medium, das dem Denkprozess sehr nahe liegt. Es war daher in den Anfangszeiten, als es noch darum ging, eine eigene Sprache zu finden, ein wichtiges Instrument. Charakteristisch für die frühen Zeichnungen ist die Annäherung an das Problem, sein suchendes Umkreisen, das Finden und Verwerfen und erneute Finden von Lösungen und schließlich das Abbrechen der Serie. In den letzten Jahren hat sich der Arbeitsprozess von Herzog & de Meuron verändert. Das Zeichnen hat an Wichtigkeit abgenommen. Heute entstehen die Zeichnungen unmittelbar am Arbeitsplatz und im Gespräch mit dem Projektteam. Sie geben eine mögliche Richtung an und haben eher den Status von Regieanweisungen.

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Herzog & de Meuron. No. 250. Eine Ausstellung
Eine Ausstellung von Schaulager Basel und Herzog & de Meuron

mit Arbeiten von Herzog & de Meuron, Thomas Ruff, Zilla Leutenegger, Ai Weiwei, Michael Wesely, Rémy Zaugg ...

Stationen:
08.05.04 - 12.09.04 Schaulager Basel, Münchenstein
01.06.05 - 29.08.05 Tate Modern, London
12.05.06 - 30.07.06 Haus der Kunst, München