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1999 erregte Herlinde Koelbl mit ihrer Serie "Spuren der Macht. Die Veränderung des Menschen durch das Amt" großes Aufsehen. Die Porträts von deutschen "Politikern, Wirtschaftsbossen und Medienmachern", die sie über einen Zeitraum von neun Jahren aufgenommen hatte, wurden zum bildlichen Synonym für die Fragen danach, was die Persönlichkeit durch Amt und Einfluss gewinnt und welchen Preis Menschen dafür zahlen.

Die Fotoinstallation "Wille" und "Macht" stellt eine Zusammenfassung und Erweiterung dieser Serie dar, eröffnet aber gleichzeitig inhaltlich und formal neue Perspektiven: Die Fotowände stellen durch einen scheinbar unendlichen "All-over"-Foto-Teppich die gesellschaftliche und auch die zeitliche Eingebundenheit der handelnden Personen heraus.

In der Gesamtheit der Porträts entsteht eine Bildergalerie demokratischer Entscheidungsträger als derjenigen, die über Jahre hinweg den politischen Diskurs in Deutschland wesentlich mitbestimmt haben. So erweist sich diese Galerie von Repräsentanten der Bundesrepublik gleichsam als ein fesselnder demokratischer Gegenentwurf zur Reihung von Fürstenporträts einer Monarchie.

Zugleich geht das einzelne Bildnis im Fluss der Bilder auf, und so erscheinen deren politische Differenzen wie aus ferner Sicht nur noch klein und marginal: Bild an Bild findet sich der Gewerkschafter neben der CSU-Politikerin, der Medienvertreter unmittelbar neben dem Wirtschaftsführer. Der Strom der Bilder führt die Zeit als die große Gleichmacherin vor Augen. Und so gewinnen diese Installationen in der Abfolge der Fotos einen fast mythischen Charakter, nämlich den einer großen Bild-Erzählung vom Streben, vom Kämpfen, vom Wahn und von der Hoffnung dieser Individuen und des Menschen überhaupt, kurz, sie erzählen von dem, was den Kern der Conditio Humana ausmacht.

Die Ausstellung der beiden Fototafeln von Herlinde Koelbl im Deutschen Bundestag wurde ermöglicht dank der großzügigen Dauerleihgabe von Carsten Maschmeyer sowie durch die freundliche Vermittlung von Altbundeskanzler Gerhard Schröder.

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Herlinde Koelbl
WILLE MACHT