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Liebe Kunstfreunde,

ich freue mich außerordentlich, Ihnen und Euch zehn Jahre nach Sibirien Forellen Express die zweite Ausstellung des Künstlerduos Henry Butzer / Boris Dahlem (a.k.a. André Butzer und Björn Dahlem) präsentieren zu dürfen.

Rückblende: Frühjahr 2001. Butzer, Dahlem und ich waren gerade von einer mehrtägigen Polenreise zurückgekehrt, die wir auf Initiative von Erwin Kneihsl gemeinsam mit 30 weiteren in Berlin ansässigen Künstlern unternommen hatten. Noch ganz beseelt und gleichzeitig erschöpft vom platonischen Liebesrausch, der uns alle dort umfangen hatte - schufen Butzer / Dahlem in dem von mir seinerzeit betriebenen Projektraum Maschenmode ein konzeptuelles Arrangement aus Skulptur, Malerei, Film und Musik, das in seiner visionären Kraft nicht nur einem Großteil des Vernissagenpublikums, sondern auch mir selbst schlichtweg die Sprache verschlug.

Im Zentrum des Ausstellungsraumes stand auf einem Sockel aus alten Hifi-Boxen und einem Mineralwasserkasten ein schwarzes, gleichsam außerirdisch anmutendes Aquarium, in welchem sich silbrig-glänzende, tiefgefrorene Forellen tummelten. Aus den Boxen erklang dazu das von Butzer / Dahlem mehrstimmig im Falsett eingesungene dadaeske Lied Forelle. An der Wand daneben hing ein großformatiges, skizzenhaft hingeworfenes Figuren-Bild auf roher Leinwand von Butzer, bei dem Thilo Heinzmann, der ebenso wie Marcel Hüppauf und Ralf Schauff als Gastkünstler zur Ausstellung geladen war und genau wie diese im Hinterraum ein eigenes Werk präsentierte, mit wenigen präzise gesetzten bunten Glassteinen kongenial den Hintergrund gestaltete, während Dahlem das Ganze mit einer völlig absurd daherkommenden Rahmung aus Pappkarton versah. Etwas versteckt in einer Ecke lief dazu auf einem bereits in die Jahre gekommenen Videomonitor Butzer / Dahlems Film Der gelbe Helbig, der in bedauernswerter Bildqualität nichts weiter zeigte, als die hyper-referentielle Ikone der klassischen Avantgarde: das schwarze Quadrat auf weißem Grund.

Die Ausstellung war, mit Verlaub, eine kleine Sensation. „Endlich wieder Kunst“, jubelte ein damals noch sehr beredter Sprachkünstler, der inzwischen lieber Fotos macht, auf der Vernissage. Und so wurde die Ausstellung mitverantwortlich für meinen bald darauf gefassten Entschluß, die bereits begonnene Laufbahn als Hochschullehrer aufzugeben und von Berufs wegen Galerist werden. Denn an der Realisierung solch wunderbaren, hochintellektuellen und glücklichmachenden Wahnsinns, wie ich ihn hier erlebt hatte, wollte ich unbedingt auch in Zukunft weiter teilhaben.

Doch genug der Rückbesinnung: Anders als der Ausstellungstitel vermuten läßt, werden Butzer / Dahlem sich bei der Wiederbesichtigung der Ausstellung zehn Jahre später keineswegs auf die Zurschaustellung von Memorabilia beschränken. Diese bilden lediglich die Basis für eine aktuelle künstlerische Reflexion zur Frage des Seins und dem ihm immanenten Zauber. Sämtliche der ausgestellten neuen Werke, Skulpturen und Fotografien, sind als Auftragsarbeiten entstanden, gefertigt von anderen Künstlern. Sie weisen somit eine bewusste Distanz zu den beiden Autoren und den künstlerischen Werken auf, für die sie als André Butzer bzw. Björn Dahlem bekannt sind. Dabei mischen sich Profanes und Erhabenes in Form und Inhalt ganz lapidar zu etwas Neuem, Utopischem. Die Verheißung, dass Kunst eine ganz eigene Erkenntnisform besonderer Natur zu sein vermag, erfüllt sich erneut.

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Henry Butzer Boris Dahlem
(a.k.a. André Butzer und Björn Dahlem)
Sibirien Forellen Express 2001 (Revisited)
Ort: CHARLOTTENBURG