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Die Ausstellung "Imagine a life without burgers" thematisiert das Verhältnis von Projekt und zugeordneter Zeichnung. Anhand von vier Projekten, die der Beschäftigung Henrik Schrats mit Ökonomie und Unternehmen entspringen, wird sein zeichnerisches Instrumentarium gezeigt. Die Beziehung von Zeichnung und Projektgeschehen reicht dabei von Forschung und Vorbereitung über Dokumentation bis zum Kommentar.

Der Comicstrip "The Pink Suite", der zum Projekt "Manager in Residence" an der Slade School of Fine Arts in London entstand (2002), entwickelt sich auf zwei Ebenen, die sich aufeinander beziehen: die eine Ebene erzählt in schwarz/weißen Zeichnungen weitestgehend realitätsnah die Geschichte des Manager in Residence, baut signifikante Gesten oder kleine Ereignisse ein, die das Geschehen charakterisieren. Farbige Aquarelle zeigen die zweite Ebene, die auf Raumschiff Voyager spielt, der jüngeren Version von Enterprise. Sie basiert auf Stills aus dem Computerspiel Star Trek Elite Force One: Die Handlung, die in der Zukunft spielt, stellt sich als eigentlicher "Verursacher" der Geschehnisse in der Slade im Jahr 2002 heraus. In einer von Kultur dominierten Gesellschaft der Zukunft kämpfen die letzten Geschäftsleute ums Überleben. Sie kapern ein Raumschiff, und aktivieren Operatoren im Jahr 2002 auf der Erde, um hier ein Experiment zu initiieren. Eine Businessperson wird in eine Kunstakademie implantiert. Das Experiment wird zur Datengewinnung genutzt, um einen Schutzanzug zu konstruieren, der die Geschäftsleute der Zukunft unsichtbar machen soll, bzw. ihre Aktivitäten uminterpretiert. Als zentraler Operator wird ein Künstler namens Henrik Schrat ausgesucht, der das Experiment anschiebt. Keiner der Beteiligten auf der Erde ahnt, daß er sowohl beeinflußt als auch überwacht wird.

Bildhaftes Erzählen von Geschichten zur Vorbereitung oder parallel zu seinen Projekten ist ein zentrales Moment in Schrats Arbeit. Dabei treiben ihn die Fragen um: Wo hört die Nachricht (Dokumentation) auf - wo beginnt die Geschichte? Was von beiden ist "wahrer"? Was ist nur "Infotainment"?

Ein weiterer Comicstrip erschien zu Schrats Projekt "Die Erscheinung der Phantasie" im Jahr 2000 an der Deutschen Börse in Frankfurt. Das Projekt beschäftigte sich mit der Börse als Projektionsfläche und mit Fragen wie: Was glaubt man, findet dort statt? Was glauben Outsider und wie sehen das Insider? Hat das Phänomen "Börse" so etwas wie einen kulturellen Mehrwert? Wie wird all das durch die Beteiligten als Personen faßbar? Die Fragen zur Börse erweitern sich zu Fragen, die sich um Geld, Wert und Wertprojektion drehen. Wenn Dimensionen sichtbar gemacht werden, die über die reine "Benutzung" und "Funktion" von Börse hinausgehen, werden auch Zusammenhänge und Wirkungen faßbar, die unsere Gesellschaft als Ganzes definieren.

Aus 40 Interviews – mit Börsianeren, Outsidern und Personen aus dem Kunstgeschehen, die als Research zum eigentlichen Projekt geführt wurden, entstand ein Buch zum Thema. "Ist die Börse das Zentrum der Welt?". Die Interviewzitate sind in eine Comic-Geschichte eingewoben, mit deren Symbolik Assoziationen und Reflexionen provoziert werden, die Zugang zu Kategorien wie Wert und Geld ermöglichen.

Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich hier der lapidare Zeichenstil als formal geschlossen und zitiert mit der Benutzung von Rot und Schwarz das klassische Agitprop. Trotz der Dichte der Grafik ordnet sich die Zeichnung bei Henrik Schrat dem Projekt stets unter. Sie sind für ihn Mittel zum Zweck. Schrat geht es weniger darum, den Comic neu zu erfinden oder grafisch "hip" zu sein. Die Arbeiten entfalten für Henrik Schrat ihre wesentliche Dimension erst zwischen Text und Bild, zwischen Projekt und Zeichnung. Sie sind wesentlicher Teil der sichtbaren Oberfläche eines Projekts.

Die Zeichnungen zum Wandbild "Milch & Honig", das 2003 im Casino des Deutschen Bundestages im Jakob-Kaiser-Haus ausgeführt wurde (ein Projekt von siebenhaar art projects), sind im Vorfeld des Projektes angesiedelt. Die Blätter zeigen die Beschäftigung mit den großen Themen "Ökonomie der Verschwendung" und "Das Grosse Fressen" sowie die Herleitung verschiedener Motive, die später im Wandbild Verwendung fanden. Hier ist am ehesten von der klassischen, der projektvorbereitenden Funktion der Zeichnung auszugehen: "Intelligenz der Hand" und "Forschung am Bild".

Das aktuelle Projekt "My Geld", das gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftler Stefan Heidenreich durchgeführt wird, ist eine Börsendendung im Radio bei reboot FM. Die Sendung wird von Februar an jeweils Sonntags auf 104,1 UKW on air sein. Dazu werden "narrative Partituren" entstehen, die Geschichten aus dem Ablauf von jeweils einer Stunde Radio entwickeln werden. Sie werden mit der Tatsache spielen, daß es im Radio nichts zu sehen gibt. Die Partituren sollen nach jeder Sendung in der Galerie aktualisiert werden. Pressetext