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Die Arbeiten von Henrik Håkansson zeigen Fragmente von Natur-Kreisläufen, die aufgezeichnet oder an anderen Orten - in Ausstellungskontexten - nachgestellt werden. Im Mittelpunkt steht die Beobachtung von Pflanzen, Vögeln, Insekten oder anderen Lebewesen und deren Umgebungen, sowie die Frage nach möglichen Formen eines Dialogs zwischen Mensch und Natur. Für seine Beobachtungen verwendet Håkansson unterschiedliche Registrierungsapparaturen und Visualisierungsmedien, etwa Überwachungskameras, Hochgeschwindigkeitsfilme und Computerprogramme, zur akustischen und motorischen Analyse, wie sie in wissenschaftlichen Experimenten und Forschungsprojekten eingesetzt werden.

Während diese Elemente formal auf die Einbeziehung von Wissenschaft in die Kunst anspielen, stehen sie konzeptuell für Abstraktions- und Objektivierungsverfahren. Diese (wissenschaftlichen) Systeme der Verständigung kombiniert Håkansson mit einer Sprache der Subjektivität, mit Pop, Film- und Musikgeschichte.

So integrieren seine Installationen die Rekonstruktion der Aufnahmesituation in Anlehnung an Filmsettings; ein dreistündiger Film einer schlafenden Anaconda trägt den von Warhol entlehnten Titel Sleep (Eunectes murinus) (1998) oder Vogelstimmen erscheinen im Schallplattenformat (The Blackbird-Song for a new breed and Nightingale-Love two times, beide 2001). Seine observierenden Settings intendieren dabei weniger die Reflexion vermeintlich widersprüchlicher Systeme wie Natur und Kultur, Wissenschaft und Kunst, sondern die Sensibilisierung für Natur-Phänomene in bereits fragmentierten Lebens- und Wahrnehmungsräumen.

Die Ausstellung von Henrik Håkansson in der Secession basiert auf zwei neuen Projekten, die sich beide thematisch mit Vögeln auseinandersetzen. Die Filminstallation The Skylark (Alauda arvensis). The optimal flight between nowhere and somewhere zeigt den Flug einer Feldlerche. Die Bilder wurden auf einem 16mm-Hochgeschwindigkeitsfilm in der freien Natur im Süden Schwedens aufgenommen und registrieren die Flugbewegungen und -muster der Feldlerche. Der Filmloop intendiert die Visualisierung eines "optimalen" Flugs zwischen "Nirgendwo" und "Irgendwo".

Abstraktion und Auftakt zur Fiktion erscheinen als gleichwertige Elemente des Bildes.Parallel zur Filminstallation publiziert Håkansson, wie in früheren Arbeiten, eine Schallplatte mit dem Gesang der Feldlerche, der auch als Soundtrack für den Film fungiert.

Im Zentrum des zweiten Projektes steht der Vogel Balistar oder auch Bali Mynah genannt. Die Recherchen zu diesem Vogel stehen vor dem Hintergrund eines längerfristigen Filmprojektes mit dem Titel The Birds, eine Serie von Portraits, die vom Aussterben bedrohten Vogelarten und deren Lebensumgebungen gewidmet ist.

Als Auftakt von The Birds entstand im Juli dieses Jahres im Zoo Schönbrunn ein videografisches Portraits eines Balistar-Pärchens. Das aufgenommene Portrait bezeichnet Håkansson auch als Screentest - (Untitled) Screen-test: Bali Starling (Leucopsar rothschildi) - und zitiert auf diese Weise jenes Aufnahmeverfahren, das beim Casting in der Filmindustrie eingesetzt wird, um die ProtagonistInnen für ihre Rollen zu testen und in der Folge zu besetzen.

Der ursprüngliche Herkunftsort des Balistars ist die Insel Bali, wo derzeit noch sechs Vögel in einem Nationalpark leben. Gleichzeitig werden seit den 70er Jahren vermehrt Zoos und Forschungseinrichtungen wie das Konrad Lorenz Institut zum Lebensraum dieser und vieler anderer Vogelarten, wo Zuchtprogramme deren Erhaltung gewährleisten sollen. In der Ausstellung ist der Screentest neben einer Rekonstruktion der Voliere, jenem Vogelkäfig, in dem das Balistar-Pärchen über einen Zeitraum von 18 Stunden mit Hilfe einer Überwachungskamera und eines Langzeitrekorders aufgenommen wurde, positioniert. Der Nachbau der Voliere stellt sich für die BetrachterInnen gleichzeitig als Dokumentation eines temporären Lebensraums und als Filmset dar.

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Henrik Håkansson