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Premiere der monografischen Tourneeausstellung von Helga Paris des Instituts für Auslandsbeziehungen in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig.

Helga Paris, geboren 1938, nimmt in der deutschen Fotografie eine herausragende Rolle ein. Sie ist die Chronistin des langen ostdeutschen Nachkriegs. Über mehr als drei Jahrzehnte richtet sich ihr Blick auf die Menschen, die hier leben. Das Interesse und die Sympathie der Fotografin, die einer Arbeiterfamilie entstammt, gehören dem proletarischen Milieu der Großstadt: der herben, fast surrealen Schönheit der vom Krieg gezeichneten, ehemals bürgerlichen, nun proletarischen Straßenzüge und ihren Bewohnern. Die Fotografien der nun in der Galerie für Zeitgenössischen Kunst gezeigten Ausstellung berichten von der melancholischen Vitalität Ostberliner Eckkneipen und der poetischen Tristesse Altberliner Straßenzüge der 1970er Jahre. Man begegnet Müllfahrern, eigenwillig wütenden, aber besonnenen Jugendlichen und stolzen Textilarbeiterinnen. Man bereist Polen, Georgien und Siebenbürgen und durchwandert die mitteldeutsche Industriestadt Halle. Ihre empathischen Bilder verlassen den formellen Rahmen einer “Sozialstudie” bei Weitem. Paris arbeitet in jedem einzelnen Porträt die ganz besondere Persönlichkeit des Gegenübers heraus und verleiht damit den Individuen hinter ihren sozialen und gesellschaftlichen Rollen das menschlich Einzigartige. Nach dem Fall der Berliner Mauer begann für die Fotografin eine Phase der intensiven Auseinandersetzung mit eigenen, frühen Kriegs- und Nachkriegserfahrungen – auch diese Werkgruppen werden in der Ausstellung vorgestellt. Helga Paris arbeitete, bis auf wenige Ausnahmen, ausschließlich im Eigenauftrag. Ein Markt für Bilder dieser Art existierte in der DDR nicht. Dennoch war ihr Werk schon zu DDR-Zeiten außerordentlich populär. Dank ihrer besonderen Fähigkeit, vernachlässigte Straßenzüge und verfallende Häuser mit der gleichen mitfühlenden und zärtlichen Strenge zu fotografieren, wie Kneipenbesucher und spielende Kinder, gab und gibt Paris den Menschen und Dingen eine besondere Würde. Helga Paris ist Mitglied der Akademie der Künste und wurde mit dem Hannah-Höch-Preis der Berlinischen Galerie ausgezeichnet.

Mit dieser bisher umfangreichsten Ausstellung und der sie begleitenden Publikation knüpft das ifa an die 2004 im Sprengel Museum Hannover gezeigte Präsentation und die aus diesem Anlass erschienene Monographie an.

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Helga Paris
Fotografie
Konzept und Auswahl: Inka Schube, Helga Paris