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Heinrich Zille gehört zu den bekanntesten Künstlern Berlins. Bereits zu Lebzeiten wurde der von Anekdoten umrankte Zeichner mit seinen charakteristischen Bildern, die millionenfache Verbreitung fanden, zu einer der markantesten Persönlichkeiten seiner Epoche. Zille, der selbst aus einfachsten Verhältnissen stammte, zeichnete immer wieder die Ausgestoßenen und Verrufenen, die Kinder der Hinterhöfe, die „schweren Jungs und leichten Mädchen“. Mit beißendem Witz und Anteilnahme schilderte er die Schattenseiten Berlins in den Jahren der Industrialisierung, Wohnungsnot, Kinderarbeit, Alkoholismus, aber auch das Vergnügen der armen Leute und Kleinbürger.

Die Ausstellung zeigt einen Überblick über Zilles Schaffen zwischen 1873 und 1927: frühe Zeichenversuche, Szenen aus dem düsteren Berlin, die für die Ausstellungen der Berliner Secession entstanden, Bilder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, Unterhaltsames für Zeitschriften und Bücher, Berührendes und Humorvolles.

Einen Schwerpunkt bildet Zilles Einbindung in das Berliner Kunstleben – denn obwohl seine Karriere als freischaffender Künstler erst spät begann und er bis heute als Außenseiter gilt, nahm er doch in vielfältiger Weise am Kunstgeschehen seiner Zeit Teil: Als Junge bewunderte er die Sittenbilder William Hogarths; während seiner Ausbildung zum Lithographen unterrichtete ihn der bekannte Illustrator Theodor Hosemann. Er verehrte die großen Berliner Zeichner, insbesondere Daniel Chodowiecki und Adolph von Menzel. Durch seine Tätigkeit bei der Photographischen Gesellschaft ergaben sich Kontakte zu namhaften zeitgenössischen Künstlern, darunter Max Liebermann, in dem er einen engagierten Förderer fand, der ihn 1924 sogar in die Berliner Akademie der Künste einführte. 1901 zeigte Zille seine Arbeiten erstmals auf der Ausstellung der Berliner Secession. 1903 wurde er deren Mitglied. Er verkehrte in Künstlerkreisen, bewunderte Kollegen wie Max Klinger, Hans Baluschek und den Franzosen Théophile-Alexandre Steinlen. Seine besten Freunde waren die Bildhauer August Gaul und August Kraus.

Um solche Beziehungen deutlich zu machen, treten Zilles Bilder in Wechselwirkung mit Arbeiten seiner Lehrer und Vorbilder, Freunde und Kollegen. Die direkten Gegenüberstellungen erlauben spannungsvolle motivische, inhaltliche und stilistische Vergleiche.

Die Ausstellung umfasst etwa 120 Arbeiten auf Papier, zum Großteil Zeichnungen, daneben Photographien und Dokumente von Heinrich Zille sowie Werke seiner Lehrer, Vorbilder, Kollegen und Freunde. Zu den großzügigen Leihgebern zählen die Stiftung Stadtmuseum Berlin, das Unternehmensarchiv des Axel Springer Verlages, die Akademie der Künste, Berlin, die Berlinische Galerie, das Kupferstichkabinett und die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin.

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Heinrich Zille (1858-1929)
Zwischen Rinnstein und Akademie