press release only in german

'Kunsthalle Mannheim und Hector-Stiftung überreichen am 1. Juli hectorpreis 2015

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung in Anwesenheit von Alicja Kwade

(Kunsthalle Mannheim, 11.05.2015) „Das Werk von Alicja Kwade zeichnet sich durch ein großes Gespür für Material, Oberflächen und Raumbeziehungen aus. Mit ihrer erkennbar eigenen, delikaten, materialintensiven Formensprache gelingt es der Künstlerin, brisante Gedanken sichtbar zu machen und zugleich zu verdichten“, lautete das Urteil der Jury.

Was Skulptur heute ausmacht, fragt die Jury des hectorpreises seit 1997 alle drei Jahre in Mannheim. Den hectorpreis 2015 erhält Alicja Kwade, die als eine der führenden Bildhauerinnen der jüngeren Generation im 21. Jahrhunderts gilt. Sie überzeugte die Jury mit ihrem skulpturalen Werk, in dem sie die Kernbegriffe der Skulptur (Volumen, Masse, Haptik, Materialität, Präsenz im Raum) mit neuen, konzeptuellen Ansätzen in einer sinnlich stimmigen Weise verknüpft.

„Alicja Kwade formuliert mit reduzierten Mitteln eine anspielungsreiche skulpturale Sprache im Spannungsfeld von Konzept und Sinnlichkeit“, so die Jury. „Sie erweitert einen zeitgenössischen Skulpturbegriff um Fragen nach existentiellen Dimensionen wie Zeit und Unendlichkeit.“

2015 ist bisher ein sehr gutes Jahr für Alicja Kwade: In einer großen Ausstellung zeigt die Kunsthalle Nürnberg derzeit aktuelle Arbeiten (bis 24. Mai). Für die Rotunde der Frankfurter Schirn hat Kwade die Installation „Die bewegte Leere des Moments“ geschaffen (bis 14. Juni). Ihre Einzelausstellung in der Berliner Galerie Johann König wurde im März in der „Welt am Sonntag“ positiv besprochen. Im April zierte die 35- Jährige gar das Titelbild des Magazins „Fräulein“, arte interviewte sie prominent für die Ende April ausgestrahlte Fernsehsendung „kunst lieben, kunst hassen. Künstler“. Vorläufiger Höhepunkt des Jahres wird am 1. Juli die feierliche Verleihung des hectorpreises 2015 an die Künstlerin sein – mit der Eröffnung der damit einhergehenden Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim.

Die Ausstellung beleuchtet den Beitrag der Künstlerin zum Skulpturbegriff mit Arbeiten aus den letzten Jahren bis hin zu 2015 ganz neu entstandenen Werken. Kwade stellt Fragen nach Sein und Schein, Echtheit und Wertigkeit, Zeit und Raum. Im Zentrum der Ausstellung werden zwei silbergraue Autos zu sehen sein, die sich gleichen wie Zwillinge – sogar mit der gleichen Beule am Kotflügel, aber spiegelverkehrt und eine davon nach Vorlage der ersten erzeugt. Alicja Kwade und ihr Partner Gregor Hildebrandt fuhren die Wagen jahrelang, während sie zugleich bereits als Kunstwerke deklariert waren. In der Arbeit „Nissan“ (Parallelwelt 1+2) von 2009 nähert sich Kwade dem Thema möglicher und tatsächlich existierender Parallelwelten.

Für eines ihrer drängenden Themen – den Wert der Dinge und seine Veränderlichkeit – nutzt die Künstlerin meist glänzende, funkelnde Oberflächen. Die Arbeiten machen sichtbar, dass materielle, ökonomische und ideelle, ästhetische Werte oft nicht deckungsgleich sind, wie beispielsweise das Werk „Dienstag, 13. Mai 2014, 17:17:00 Uhr“ (2014), das aus übereinander gestapelten Platten aus Gold, Silber, Zinn, Nickel, Kupfer, Blei, Zink und Aluminium besteht. Der Titel bezieht sich auf den Moment der Wertnotierung dieser Metalle an der Börse.

Alicja Kwade (geboren 1979 in Kattowitz, Polen) lebt und arbeitet in Berlin, wo sie von 1999 bis 2005 an der Universität der Künste studierte. Sie bedient sich bei ihren Arbeiten der ganzen Klaviatur bildhauerischer Möglichkeiten und verwendet sowohl traditionelle Werkstoffe wie Metall, Stein und Holz, als auch Videoinstallationen und Alltagsobjekte. Bereits 2008 erhielt sie den Piepenbrock Förderpreis für Skulptur, der mit einer Präsentation im Hamburger Bahnhof verbunden war. 2012 war Kwade in der Gruppenausstellung Made in Germany II im Kunstverein Hannover zu sehen. Einzelausstellungen fanden u.a. im ZKM Karlsruhe, in der Kestner Gesellschaft in Hannover und im und im Haus Esters in Krefeld statt.

Der hectorpreis wird seit 1997 alle drei Jahre von der Kunsthalle Mannheim und der H.W. u. J. Hector-Stiftung verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und fördert herausragende junge Künstler, die im Bereich der Bildhauerei, Objektkunst und Rauminstallation arbeiten.

hectorpreis 2015: Alicja Kwade
02.07. bis 06.09.2015
Eröffnung und Preisverleihung: 01.07.2015, 19 bis 21 Uhr
Kuratorin: Melanie Baumgärtner, M.A.