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Maria und Josef vom eigenen Sohn getötet. Die historische Tat: Ein Elternmord in der Lothringer Strasse. Kein Motiv. Keine Reue. Drei Wochen lebt der Sohn mit den Leichen in der Wohnung. Reale Gewalt: in zeitlicher Ferne und räumlicher Nähe.

Die virtuelle Gewalt: Töten im Film, Töten im Fernsehen. Fiktive und reale Gewalt: Inszenierungen und Dokumentationen des Tötens, des Sterbens und des Todes.

Im August 1919 wird das Nachbargebäude der lothringer13 Schauplatz eines Mordes, dessen Details die Stadt entsetzten: Josef Apfelböc tötete Mutter und Vater und lebte drei Wochen mit den Leichen in der engen Wohnung, bevor er festgenommen wurde.

Die Ausstellung im lothringer13/werkstattstudio verknüpft die Erinnerung an dieses historische Ereignis des Jahres 1919 mit der Videoarbeit Witness: An Aesthetic der britischen Künstlerin Heather Burnett. Verbindendes Glied zwischen beiden ist die Phänomenologie des Tötens: Das Töten als reales und als fiktionales Ereignis, das Töten als historische Tat, als filmisches Stilmittel und dokumentierte Grausamkeit. Die Rolle des Beobachters, des Zeugen, des Voyeurs rückt hierbei gleichermaßen ins Zentrum des Interesses wie die Bedeutung der Medien, die den Schrecken vermitteln.

Sowohl die nüchterne, historische Betrachtung der Tat in der Lothringer Straße wie auch die brutalen Bilder in der Arbeit Burnetts individualisieren den Akt des Tötens im Sinne einer Identifikation des Betrachters mit dem Opfer, mit dem Täter oder dem Zeugen.

Das Video Defile der Künstlergruppe AES + F führt das Thema der Rezeption des Todes auf einer weiteren Ebene fort. Mit einer modernen Form des Totentanzes konfrontiert es den Betrachter mit der Ambivalenz der Wahrnehmung des Leichnams zwischen Faszination und Abwehr sowie mit der Uneindeutigkeit bildlicher Repräsentation.

Pressetext

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Heather Burnett "Apfelböck oder über das Töten"