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Vom 27. August bis zum 18. Oktober 2008 zeigt der Projektraum uqbar neue Arbeiten des Künstlers und Musikers Hassan Khan. Lust ist – nach zahlreichen Präsentationen in Europa und im Nahen Osten – die erste Einzelausstellung des Künstlers in Berlin. Hassan Khans bisheriges Werk konzentrierte sich vor allem auf das Herausarbeiten einer emotionalen Logik kollektiver Kultursysteme und Produktionsweisen, wie beispielsweise, das Unbewusste in Kairos populärer shaabi Musik (DOM TAK TAK DOM TAK, 2005), die existentielle Energie, die anthropomorphe Zeichentrickfilme beseelt (stuffedpigfollies, 2007) sowie der autoritäre Untermauerung der Künstlerpräsentation als Form (I AM NOT WHAT I AM, seit 2006). Die eindringliche Art der Arbeiten vereinnahmt den Betrachter. Demgegenüber ist seine aktuelle Ausstellung Lust auf den ersten Blick eine beinah nüchterne Angelegenheit. Die künstlerischen Ansätze, die Khan in den letzten 10 Jahren entwickelt hat, finden sich in Lust ausschnitthaft wieder und treffen sich mit seinem langjährigen Interesse an der Fotografie. Lusts recht intimer Rahmen ist gleichzeitig der Versuch zu einem persönlicheren Ansatz und zu größerer Unmittelbarkeit, eine Verlagerung weg von der oftmals komplexen und monumentalen Art früherer Arbeiten. Zu sehen ist eine Serie von fünfzig fotografischen Miniaturen, die Khan mit seiner Handykamera aufgenommen hat. Die Mischung aus niedriger Auflösung und verschwommenen Farben, präzisem Augenmerk auf Komposition und Darstellung vereint sich zu einer Serie minimaler Bilder, zu Spuren eines eigenwilligen photografischen Unterbewusstseins. Jedes einzelne Bild erinnert an vorbeiziehende Dinge, Menschen und Orte: Ein Dokument des Reisens und des alltäglichen Lebens, das eine nicht fassbare, theatrale Opulenz einfängt. Die Bilder sind, vielleicht paradoxerweise, sowohl außergewöhnlich eindeutig wie rätselhaft: von einem pornografisch-heiteren Keramikschwein, das für eine Fleischplatte wirbt, zu einem schillernd leuchtenden Bild, eines gekachelten Büros in Ägyptens Palace of Culture und ein Spektrum an Lampen der Hotelzimmer, die Khan in den letzten zwölf Monaten in verschiedenen Städten durchwandert hat. Auf einem der Bilder bewegt sich ein alter Mann mit weißen, langen, schütteren Haaren, von der Kamera fort. Der Künstler deutet an, dass dieses Bild sich mit Zivilisation auseinandersetzt. Khans unsichtbare Handylinse nimmt von der Welt Besitz.

Text: Clare Davies

Die Ausstellung findet im Rahmen des Projektes Cairoscape – Images, Imagination and Imaginary of a Contemporary Mega City statt, 30.8. bis 12.10.2008, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, Berlin.

Der in Kairo lebende Hassan Khan ist ein international bekannter etablierter Künstler und Musiker. Ausgewählte Soloshows umfassen Gezira Art Center, Cairo (1999), Galerie Chantal Crousel, Paris (2004), A Space Gallery, Toronto (2005), Gasworks, London (2006) und Le Plateau, Paris (2007). Darüber hinaus hat der Künstler ebenfalls an den Biennalen in Istanbul (2003), Sevilla (2006), Sydney (2006), Thessaloniki (2007), Contour (2007) teilgenommen und wird 2008 an Biennalen in Gwangju und Yokohama und weiteren internationalen Gruppenausstellungen teilnehmen. Als Musiker hat er für das Theater komponiert und eigene Kompositionen an Orten wie Melkweg (Amsterdam), Lydmar (Stockholm), Babylon (Istanbul), Whitechapel (London), Cairo Jazz Club (Cairo), KBB (Barcelona), Strange Fruit (Beirut), SESC Sao Paolo (Sao Paolo), Podewil, Salon Bruit und HAU3 (Berlin), the Garage und ACAF (Alexandria) und Point Ephémère (Paris) aufgeführt. Sein Album tabla dubb ist beim Label 100copies erhältlich. Khans Texte wurden auf Arabisch und Englisch veröffentlicht.