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Nach der Gruppenausstellung and the air is clear – a new spirit in formalism setzen wir unsere Reihe mit Dialog-Ausstellungen fort, die wir Anfang letzten Jahres begonnen haben. Wir freuen uns, dass wir für die dialogue series #6 neben Dirk Rathke, seit langen Jahren im Programm der Galerie vertreten, Hartmut Böhm gewinnen konnten, einen der profiliertesten und eigenwilligsten Vertreter der konkreten Kunst.

Hartmut Böhm, 1938 geboren, hat an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel bei Arnold Bode studiert. Seit den 1960er Jahren waren seine Arbeiten in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa und den USA zu sehen und sind in vielen Museumssammlungen vertreten. In Berlin, seit zwei Jahren Wohnort des Künstlers, ist sein Werk gleichwohl noch zu entdecken. In der Ausstellung Minimalism and After III zeigte DaimlerChrysler Contemporary kürz-lich Zeichnungen und ein Wandobjekt; die letzte Einzelausstellung des Künstlers in Berlin aber fand 1996 im Mies van der Rohe Haus statt.

Die Skulpturen, Bodeninstallationen und Wandobjekte, die Hartmut Böhm in den letzten 15 Jahren geschaffen hat, verweisen mit ihrer geometrischen Konstruktion auf die Tradition der konkreten Kunst, haben aber in ihrer Materialästhetik weit mehr mit der Minimal Art gemein. Böhm verwendet industriell vorfabrizierte Materialien wie Stahlträger, Plexiglas, MDF oder Bodensteine und setzt sie zu modularen Strukturen zusammen, die häufig seriell variiert werden. Bei aller mathematischen Strenge, die den Arbeiten zugrunde liegt, ist der Umgang mit den Materialien doch sinnlich. Die Oberflächen spielen dabei eine wesentliche Rolle, besonders der matte Glanz der geölten Stahlträger ist von einer spezifischen Weichheit, die das Scharfkantige der Kompositionen bricht.

Charakteristisch sind sowohl für die Boden- als auch die Wandinstallationen Leerstellen, die Böhm in die Arbeiten einbaut. Während sie bei den mathematisch konstruierten Progressionen gegen Unendlich wie Pausen wirken und den Eindruck musikalischer Notationen verstärken, die diesen Arbeiten ohnehin eigen sind, sind sie in der Werkgruppe Gegenüberstellungen gefangene Räume, um die die linearen Skulpturen geschlossene Gevierte bilden.

Sowohl die geschlossenen als auch die offenen Strukturen Hartmut Böhms sind trotz des schweren Materials weniger massive Skulpturen als Zeichnungen im Raum. Hier liegt die Verbindung zu den Arbeiten von Dirk Rathke. Auch Rathkes Werke sind Raum bezogen. Aus der Malerei kommend, hat er schon im Studium an der HdK Berlin bei Raimund Girke und Kuno Gonschior nach Wegen gesucht, das monochrome Tafelbild in den Raum zu erweitern. Daraus entwickelte er zunächst die curved canvases, Bildobjekte, die zwar weiterhin Leinwand oder Nessel als Bildträger nutzen, deren Keilrahmen aber weit in den Raum ragen. Die Leinwände spannen sich, meist leicht konkav oder konvex schwingend, über die zu einer Bildecke hin ansteigenden Rahmen. Ihre klaren Umrisslinien treten dabei, trotz der monochrom gemalten Binnenflächen, hervor. Von diesen Linien im Raum ausgehend hat Dirk Rathke sein Werk in den letzten Jahren um Raumzeichnungen und -skulpturen erweitert. Je nach Perspektive bilden sie Räume oder fungieren als Rahmen für den Blick auf die umgebende Architektur, bleiben dabei aber immer autonome Strukturen. Ihre Wahrnehmung changiert zwischen Fläche, Linie und voluminösem Körper.

Auch Hartmut Böhm hat bereits einige Wandzeichnungen realisiert, die ebenfalls ganz auf die Linie reduziert waren. Für unsere Dialog-Ausstellung werden beide Künstler neue Wandzeichnungen realisieren. Daneben zeigen wir Bildobjekte von Rathke sowie Wand- und Bodenobjekte von Böhm. Weitere Arbeiten von Dirk Rathke werden ab dem 1. März im neuen project space, henselmann-tower am Straußberger Platz in Berlin zu sehen sein.

Pressetext

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dialogue series #6
Hartmut Böhm / Dirk Rathke