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Die zeitgenössische Skulptur im erweiterten Feld (Rosalind Krauss) zeichnet sich aus durch Grenzüberschreitungen im Operationsbereich und im Materialbereich. Hans Kupelwieser (geb. 1948 in Lunz/NÖ) arbeitet seit jeher, nach seiner Ausbildung bei Bazon Brock und Peter Weibel (1976-82) an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, im letzteren Bereich. Er inkludiert neue Materialien nicht nur als Materialien im Feld des Experimentellen, wie die Arte povera, sondern in einer Art linguistischer Ausführung operiert er auch mit neuen Bedeutungen dieser Materialien. Eine flache Gummiskulptur oder massive Stahlskulptur, in die Buchstaben als Leerstellen gestanzt werden, die Textzitate bekannter Philosophen wiedergeben, dienen als Paravent und werden so einer neuen Funktion zugeführt. Diese Verschränkung von Materialerweiterung und Operationserweiterung zwischen Form und Funktion ist das Analysefeld von Hans Kupelwieser, in dem er sich bewegt. Die von ihm verwendeten Materialien wie Aluminium führen gelegentlich auch zur Reflexion über historische Positionen (siehe Andy Warhol bis Walter Pichler), wie die bereits 1982 gezeigten perforierten Skulpturen in der bemerkenswerten Ausstellung "Neue Wege des plastischen Gestaltens" in der Neuen Galerie Graz, oder in seinen aktuellen pneumatischen Skulpturen, wovon eine ihren definitiven Standort im "Österreichischen Skulpturenpark" bei Graz gefunden hat. Es handelt sich aber nicht um die formbare PVC-Folie, sondern eben um Aluminium. Dieses Material simuliert eine Funktion, die real nicht wirklich existiert. Material- bzw. Funktionstäuschungen bilden einen eigenständigen Faden im komplexen Gewebe der zeitgenössischen Skulptur, den Kupelwieser immer weiter entwickelt, indem er letztlich die Skulpturen auch schweben lässt und begehbar macht. Eine solche Skulptur soll im barocken Innenhof der Neuen Galerie den Prolog zu dieser großen Personale nach seiner Präsentation 1999 im MAK Wien bilden, die einen Überblick über die letzte aktuelle Schaffensperiode mit einigen Referenzwerken aus früheren Perioden zeigen wird.

Seine fotografischen Arbeiten stehen gleichberechtigt neben und in einem engen Zusammenhang mit seinen Skulpturen, sie sind indexikalische Abbildungen von Gegenständen, verweisen auf die Spuren von Gegenständen und behandeln die grundlegende Frage, wie werden Gegenstände zu Bildern. Also eine klassische Fragestellung der Malerei, die Kupelwieser aber nicht malerisch, sondern medial und skulptural löst. Solche großformatigen Fotogramme als Spuren von Dingen und Möbeln können sowohl skulptural als auch fotografisch wahrgenommen werden oder gehen in die reale Konstruktion von Dingen ein, wie seine Möbelskulpturen (Sofa, Stühle, Tische...), die auch indexikalische Fotogramme (von Kartoffeln, Reis, Spaghetti) beinhalten können, wobei die Thematisierung von Positiv und Negativ in seinem gesamten Schaffen eine wesentliche Rolle spielt.

So gelingt es Hans Kupelwieser zwischen Erwin Wurm und Franz West eine dritte eigenständige Position in der zeitgenössischen österreichischen Skulptur zu erzeugen, die eine klare Abkehr von der Epoche nach der Abstraktion macht und eine wesentliche Weiterentwicklung des Skulpturenbegriffs in der Nachmoderne darstellt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag mit Texten von Kerstin Braun, Bazon Brock, Rainer Metzger, Rolf Sachsse, Christa Steinle, Peter Weibel und Manfred Wolff-Plottegg. Pressetext

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Hans Kupelwieser - Postmediale Skulpturen
Kuratorin: Christa Steinle
Organisation: Karin Buol-Wischenau
Neue Galerie, 1. Stock