Kunstbank Berlin

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Vom 4.- 31. Oktober 2003 präsentiert die KunstBank, Galerieraum in der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, mit den Berliner KünstlerInnen Hans-Christian Dany und Ina Wudtke, die 1. Ausstellung der Reihe „SenatsstipendiatInnen Bildende Kunst 2003“. Die Entdeckung, Wirkungsweise, Nutzung und Umnutzung des „Agenten Amphetamin“ ist das Thema von Hans-Christian Danys schriftstellerischer Arbeit. In der KunstBank werden seine Bildrecherchen zu einer „Kulturgeschichte der Amphetamine“ zu sehen sein. Ina Wudtke dokumentiert die Leerstellen, die “gaps“, die in Folge der Shoa in Berlin entstanden. Gezeigt werden animierte Fotos von insgesamt 50 Plätzen, an denen ehemals öffentliche, jüdische Einrichtungen nach ihrer strategisch geplanten Auslöschung und Neubesetzung dem Vergessen in der Nachkriegszeit preisgegeben wurden. Die technische Realisierung der DVD-Projektion ist in Zusammenarbeit mit Mark Washeim entstanden.

Am Mittwoch, 1. Oktober 2003, 19 Uhr, halten die KünstlerInnen im Rahmen des Programms „SenatsstipendiatInnen zu Gast im NBK“ im Neuen Berliner Kunstverein, Chausseestraße 128, Berlin-Mitte, einen Vortrag über ihre Arbeiten.

HANS-CHRISTIAN DANY

"Die Entdeckung der chemischen Doppelgänger des Agenten Adrenalin, dem Amphetamin, war ein Nebenprodukt der Erforschung des Gehirns. In den 1920ern wurde ein breites Spektrum möglicher Anwendungen gegen Asthma, Depression oder Narkolepsie entdeckt. Kurz darauf nutzte es das Dritte Reich, die Alliierten und Japan militärisch.Was Amphetamin auslöst, ist zuerst kein Rausch, sondern eine neurochemische Reaktion, die Körper und Geist in Gang hält. Hochdosiert legen Amphetamine Extremzustände frei, setzen schlaflose Wanderer in eine mehrtägige Nacht. Sie enthemmen die assoziativen Sprachzentren, entrollen die Gedanken und lassen die Worte aus ihren Benutzern sprudeln. Deshalb waren sie bei Autoren beliebt, interessierten sich Geheimdienste und Psychotherapeuten dafür.

Heute benutzen US-amerikanische Soldaten im „War on Terrorism“ das gleiche D-Amphetamin Dexedrine, wie Kinder, denen attestiert wird, sie litten an der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-störung. Gleichzeitig gehört es zu dem Marktsegment von Wirkstoffen, die als Speed gehandelt werden. In der Vielfalt ihrer Nutzungen und Umnutzungen kann die Entwicklung der Amphetamine als exemplarische Biotechnologie gelesen werden. Aus dieser Perspektive werden Fragestellungen deutlich, die sich heute im Zusammen-hang von Patenten und Generika wiederum stellen. Hans-Christian Dany, der an einer Kulturgeschichte der Amphetamine schreibt, wird in der Ausstellung Recherchen zum Bildmaterial zeigen.

INA WUDTKE

„Gaps in Berlin“ Vielleicht ist dem ein oder Anderen auf Reisen aufgefallen, dass es in jeder Metropole, ob London, New York, Paris etc. - auch jüdisch-orthodoxe Viertel gibt. Das war in Berlin nicht anders. Im Herzen von Berlin Mitte befand sich das „Scheunenviertel“, es war Knotenpunkt polnisch, russischen, orthodoxen, jüdischen Lebens in Berlin vor dem zweiten Weltkrieg. Immer noch weisen Gebäude, Archive, ehemalige Bewohner und Orte auf die Geschichte des einst sehr lebendigen jüdisch-orthodoxen Lebens in Mitte hin. Wer Lust hat, mehr darüber zu erfahren, ist eingeladen mit der Künstlerin Ina Wudtke durch Mitte zu spazieren und die spannendsten Punkte zu besuchen. Die Künstlerin Ina Wudtke zeigt im Rahmen der Berliner Stipendiaten-ausstellung Bildende Kunst 2003 eine DVD – Projektion in Kooperation mit Mark Washeim, der Fotos und Texte animierte.Es sind Fotos von Orten, an denen sich jüdische Einrichtungen in Berlin in der Zeit vor dem Holocaust befanden. Zu sehen ist nur eine verschwindend kleine Auswahl. Ina Wudtke hat vor allem größere Institutionen ausgewählt, die das Stadtbild und das geistige Leben nachhaltig beeinflusst haben, z.B. Schulen, Krankenhäuser, Synagogen.

Am Beispiel Berlin dokumentiert sie, wie die repräsentativen Plätze einer ganzen Bevölkerungsgruppe strategisch eingenommen, neu besetzt und aus dem Stadtbild gelöscht wurden. Diese Vorgehensweise wurde in den Jahren 1933-45 in jeder deutschen Stadt praktiziert und war zuvor minutiös am Reißbrett geplant und organisiert worden. Die Fotografien zeigen, was heute an diesen Stellen steht und wer den jeweiligen Ort nutzt. Im Umkreis der Galerie Kunstbank hat Ina Wudtke für Interessierte einen 90 Minuten langen Mitte-Spaziergang zusammengestellt, der entweder nach einem Plan alleine, oder zusammen mit der Künstlerin begangen werden kann: Am Sonntag, den 5. Oktober und Sonntag, den 26. Oktober, jeweils um 16 Uhr, Treffpunkt in der Kunstbank! Der Spaziergang ist kostenfrei.

Pressetext

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Hans-Christian Dany / Ina Wudtke