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Herzog & de Meuron zeichnen für die Erweiterung und Neuorganisation des Musée Unterlinden verantwortlich. Jetzt hat das Museum die Architekten in Zusammen- arbeit mit dem Kunsthistoriker Jean-François Chevrier gebeten, die Eröffnungsausstellung zu gestalten. „Handeln, betrachten“ entfaltet sich in zwei großartigen Räumlichkeiten: in dem neuen Saal für Wechselausstellungen im zweiten Geschoss unter dem Satteldach des Ackerhofs und im ehemaligen Stadtbad (die „Piscine”), das einen prächtigen Rahmen für Performances und Projektionen bietet. Betrachten und Handeln sind zwei Erfahrungsmodi, welche die europäische Kunstgeschichte seit dem Mittelalter und der Zeit der Klöster (die dem beschaulichen Leben gewidmet sind) bis hin zu den Bildschirmen der Gegenwart weitgehend geprägt haben. Dabei handelt es sich nicht um zwei verschiedene Wege der Kunst, sondern um zwei Dimensionen, die in den meisten Kunstwerken in unterschiedlichem Verhältnis nebeneinander bestehen. Seit der Renaissance kann menschliches Handeln durch das Medium der Malerei betrachtet werden; die Malerei ist kontemplative Darstellung des Handelns. Im 17. Jahrhundert erklärte Nicolas Poussin: „Malerei ist nichts anderes als die Nachahmung menschlicher Taten“. Die Ausstellung verbindet zwei historische Ausrichtungen: die bildmäßige Darstellung menschlichen Handelns, die seit der romantischen Wende im ausgehenden 18. Jahrhundert auch die subjektive Interpretation und Traumwelten umfasst, wie auch die Entwicklung seit den 1960er Jahren von neuen Formen, die aus dem Austausch zwischen visuell gestaltender Kunst und Bühnenkunst hervorgegangen sind oder die sich auf Fotografie und Film als Chronisten menschlichen Handelns berufen.