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Das visuelle Grundmateriel für die fotografische Serie Semtükvel besteht in unspektakulären Aussen- und Innenräumen wie Liftkabinen, Tunneln, Gewässern oder einem leeren Schaufenster. Diese Motive sind aber auf den ersten Blick nicht erkennbar und oft kaum identifizierbar. Durch den Kamera-Ausschnitt oder Aufnahmen bei Dunkelheit wird die Perspektive stark verändert und verfremdet. Ob man etwas Vertikales oder Horizontales, etwas Flaches oder Räumliches sieht, bleibt unentschieden. Dadurch wird der Blick gleichsam an die äussere Begrenzung des Augenraums, an die Grenze des dreidimensionalen Sehens geführt. Fodors Bilder sind Grenzmarkierungen, Dokumente eines Grenzgängers. Nicht allein, weil die Photographien an vielen und fernen Orten entstanden sind, mehr noch, weil sie einer Erkundung des Wahrnehmbaren selbst folgen. Mit der Kamera wird die sichtbare Wirklichkeit an ihre Grenzen verfolgt und auf die Probe gestellt: läßt sich noch mehr - und anderes sehen, als sich beim Hinsehen zeigt? Hält das Wahrnehmbare noch andere Wahrheiten verborgen, als jene Bilder, die wir erwarten?

Damit schließt Fodor an eine Tradition der frühen Photographie an; an die Zeit, in der - ausser der Faszination durch die Abbildung der Wirklichkeit - dem neuen Medium weitere, und geradezu metaphysische Qualitäten zugesprochen wurden: Etwa die Möglichkeit, die Realität zu "durch"schauen.

Fodor gelingt ein solcher Kamerablick an die Grenzen des Sehens, er erreicht mit seinen photographischen Erkundungen Momente, die uns wie Risse in der Wirklichkeit erscheinen: Das irritierend Fremde, Unbekannte und manchmal Rätselhafte seiner Bilder zeigt uns die Markierung und läßt uns jenseits der Grenze neues und anderes Sichtbares ahnen.

Cathrin Pichler, Wien 2005 Pressetext

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Gyula Fodor
Semtükvel / An der Grenze des Sehens

PART I: 21. Juni 2005, 19 - 21 Uhr
PART II: 29. Juni 2005, 19 - 21 Uhr