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Gunter Reski. Autokorrektur in der Malerei

15.01.2021 - 27.02.2021

Die Wunde wurde nach dem Pflaster erfunden. Vielleicht gilt der Satz wenigstens in Pandemiezeiten. Das Endgerät Farbtube interessiert sich jetzt auch für andere Verarbeitungstemperaturen. Es macht schon wieder Bläschen direkt beim ersten Pinselstrich. Die Farbe ist heiß. Wie öfters in letzter Zeit. In einer leise köchelnden Bildoberfläche zu malen, das gab es früher nicht. Nein, hat nichts mit Aufregung zu tun. Die kleinen Blasen zerplatzen in einem bestimmten Rhythmus mit sehr kurzen leisen trockenen Plops. Wie diese Autotüren bei zu günstiger Leichtbauweise. Kaum zu hören. Musik ist das nicht. Die Farbe dampft am Pinsel vor sich hin und ist heute sehr flüchtig. Beim Kontakt auf dem Bildgrund zischt es nach Abgesang, Die größeren Blasen spiegeln von innen das gewesene wie auch das künftige Bild. Man kommt durcheinander, was schon war und kommen wird. Schwierig zu dokumentieren. Wenn sie zerplatzen, liegen knisternde Blasenfetzen im Bild herum. Nach einer Weile kann man sie problemlos wegpusten. Die Emissionen der Deutungshoheit bleiben dunstig bis feucht. Ich hatte etwas anderes vorgehabt. Vom Surrealismus aus gesehen wirken einige Motive wie behagliche Abwegigkeiten aus der Nachbarschaft naheliegender Aussetzer. Für ein Zusammenspiel mit gängigen Fantasy-Dystopien spielen implodierende Bonmots eine unterschätzte Rolle. Beim gelungenen Pinselstrich bleibt die Farbe auf Zimmertemperatur und lässt sich wie bewohnt verarbeiten. Die Konsistenz der Bilder muss eine Rolle spielen, wenn die Bildmaterialität einer der wenigen entscheidenden Vorteile innerhalb der medialen Wettbewerbszerrung ist. Es ist auch angebracht, Plastiktüten besser zu frisieren. Ich finde keinen Platz im Kühlschrank für das Gurkenglas, also muss alles gut sein. Jemand stellt schon wieder Blumen auf den Balkon, der gerade erst gebaut wird. Es geht um Bilder von Vorhandenem. Die Behandlung changiert zwischen Abmahnung und Anwandlung. Es wird verhandelt, was akute Bezüge kennt, wo sich Verschiebungen einstellen, die für ein wortwörtliches Versehen im perplexen Sinne sorgen. wobei man nicht wissen kann, wer alles mit am Tisch saß. Eine Vergangenheit oder die Vergesslichkeit.