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11. März bis 26. Juni 2022
Soft Opening: Donnerstag, 10. März 2022, 16–20 Uhr

GULLIVER’S SKETCHBOOK

FRANCESCO BAROCCO, SANDRA BOESCHENSTEIN, MARSHA COTTRELL, DAGMARA GENDA, STELLA GEPPERT, HANNA HENNENKEMPER, BIRGIT HÖLMER, VERONIKA HOLCOVÁ, BRITTA LUMER, HARTMUT NEUMANN, BORYANA PETKOVA, OLIVER THIE, SANDRA VÁSQUEZ DE LA HORRA, IRENE WEINGARTNER, NICOLE WENDEL, WOLFGANG ZACH

Kurator: Ludwig Seyfarth

Die Gruppenausstellung Gulliver’s Sketchbook nimmt die Besucherinnen in KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION auf eine imaginäre Reise mit, die der Neugier und der Fantasie des Zeichenstifts folgt. Dieser dringt in mikroskopische Welten ein oder zeichnet das Körperinnere nach, verfolgt minutiös die Oberflächen kleiner oder größerer Gegenstände und nimmt es sogar mit den Dimensionen des Weltalls auf. Sich auf den 1726 erschienenen Roman Gulliver’s Travels von Jonathan Swift beziehend, wird ein Bogen vom zeichnerischen Festhalten der Außenwelt über filigrane geometrische Konstruktionen oder Spuren und Abdrücke des Körpers bis hin zum freien und spielerischen Entwurf surrealer Szenarien und Welten gespannt. Die Ausstellung rückt dabei insbesondere in den Fokus, wie sich die körperliche Aktivität des Zeichnens zu physisch vorhandenen oder imaginierten Größendimensionen verhält, auch mit einem Blick auf kulturhistorische Veränderungen.

Ohne die zeichnende Hand war es bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht möglich, die Eindrücke und Beobachtungen, die man auf Reisen und anderswo machte, bildlich festzuhalten. Inzwischen reicht dafür der Auslöser einer Kamera, oft nur noch der des Smartphones. Doch einfach einen Stift in die Hand zu nehmen und etwas aufs Papier zu bringen, auch als Koordination von Auge, Körper und Hand, hat trotz aller technischer Aufrüstungen als unhintergehbarer Ursprung des Zeichnens seine Faszinationskraft nicht verloren. Gulliver’s Sketchbook macht dies an exemplarischen Beispielen deutlich und führt die Vielfalt des Zeichnens in der heutigen Kunst vor Augen. Größenverhältnisse stellen sich dabei heute in der globalisierten und vernetzten Welt anders dar als im 18. Jahrhundert. Reale Maßstäbe scheinen angesichts all dessen, was virtuell simuliert und in Echtzeit um die Welt gesendet werden kann, immer unwichtiger geworden zu sein. Und das Entwerfen virtueller Objekte oder Räume findet meist jenseits des Maßstabes statt, den der eigene Körper bildet. Dieser bleibt jedoch stets präsent, wenn unmittelbar auf Papier oder einem anderen Material gezeichnet wird. So ist das Zeichnen auch ein bewusster Verzicht auf technischen Aufwand und seine zeitliche Dauer wird zum Innehalten im Fluss der ständig auf uns einprasselnden Bilder. Schließlich stellt die Ausstellung auch die Frage danach, wie der Zeichenprozess zum Mittel der zwischenmenschlichen Kommunikation werden kann, auch über Distanzen hinweg.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.