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In seinem jüngsten Zyklus vollzieht Guido Baselgia eine Entleerung der Landschaft. Eine Reduktion auf den „Nullpunkt“. Baselgias Reflexion über die Grundlagen der Landschaftsfotografie führt zu den elementaren Qualitäten eines Bildes. Der reflektierte Blick offenbart überdies, dass Landschaft nicht ein angeschauter Naturausschnitt schlechthin ist. Landschaft ist vielmehr ein Anschauungsmuster, das Wahrnehmung organisiert und uns Bereiche der Wirklichkeit neu erschliessen kann.

In der Galerie Bob Gysin präsentiert der Künstler die essentiellen Arbeiten aus der Werkserie „Silberschicht“, die im Museum im Bellpark Kriens im Frühjahr umfassend gezeigt wurden. Der Zyklus „Silberschicht“ schliesst an die Zyklen „Hochland“ (2001) und „Weltraum“ (2004) an und bildet mit diesen eine Trilogie. Im Hatje-Cantz Verlag ist zu jeder Serie ein gleichnamiger Werkkatalog erschienen.

Guido Baselgia schliesst an die Pioniere der Moderne an, die sich der radikalen Frage stellten: „Was ist ein Bild?“ Im Rahmen der zunehmenden Bilderflut will der Fotograf innehalten, um die Möglichkeiten des künstlerischen Bildes zu überdenken. Mit seiner Passion für archaische Landschaften sucht Baselgia das Unterste und Erste zu ergründen.

Seine jüngste Werkserie schliesst an die Projekte „Hochland“ und „Weltraum“ an und bildet den Höhepunkt dieser Trilogie. In den drei Zyklen erprobt Baselgia, wie Naturgegebenheiten als Erscheinungsbild gefasst werden können. Sein Fokus gilt kargen Erdzonen, die keine Spuren von Menschen aufweisen und von gleichförmig strukturierten Oberflächen durchzogen sind. Mit seinen ereignisarmen Settings erweitert Baselgia den traditionellen Landschaftsbegriff: Wichtiger als das Gegenständliche sind für ihn Raumstruktur, Rhythmus, und Licht.

In seinem ersten Zyklus über das „Hochland“ im Engadin hält der Künstler Formationen fest, die sich über lange Zeit oder auch spontan gebildet haben. Ein Bergsee, Moränen, Geröllhalden oder Überreste von Schnee und Eis erscheinen als abstrakte Figuren, die sich als zweidimensionale Gebilde der Landschaft einschreiben. Die Arbeiten aus dem Projekt „Weltraum“, das die Landschaft im nördlichen Polarkreis portraitiert, weisen eine „All-over Struktur“ auf, die durch die Gleichförmigkeit der Motive erzeugt wird.

Der neue Zyklus „Silberschicht“ ist im Altiplano im bolivianischen Hochland und in der chilenischen Atacama-Wüste entstanden. In seinen jüngsten Luftaufnahmen steigert Baselgia die Wirkung der Bildstruktur des „all-over“, indem er den Lichtkontrast stark erhöht und so den Teppich von fein verästelten Gebirgszügen plastisch als Relief zeigt. Im Salar de Uyuni, dem Salzsee des Altiplano, findet Baselgia schliesslich „die Landschaft, die auf den Nullpunkt reduziert ist“. Der Künstler positioniert die Kamera so, dass der Horizont die Bildfläche in zwei gleich grosse Flächen teilt. Zahlreiche Bilder dokumentieren im Spektrum der feinsten Grauwerte die unterschiedlichen Lichtphänomene, bis die Dämmerung die Landschaft ganz verschwinden lässt.

- Text von Ruth Littman

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Guido Baselgia: Silberschicht