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Der Realismus in der Malerei ist eine Angelegenheit, die an sich nicht weiter zur Debatte steht. Wenn hin und wieder seine Rückkehr beschworen wird, dann zumeist aus den Randbereichen des Kunstgeschehens, wenn traurige Clowns oder pseudo-surreale Akte einen Markt suchen und das Ganze als mutiges Aufbegehren gegen die Doktrin der Moderne ausgegeben wird. Eine freilich sehr missverstandene Moderne; hatten doch gerade die Modernisten erkannt, dass die Wirklichkeit im Gemälde zuallererst in dessen Dasein als Malgrund und Farbauftrag besteht, und in der unmittelba-ren ästhetischen Wirkung, die es auf die Betrachtenden hat. So ist die Wirklichkeit hier eben als das Wirken des Gemäldes in unserer Wahrnehmung selbst zu verstehen, und nicht als dessen nachah-mender Bezug zu der Dingwelt, die uns umgibt. Dass dies in der späten Moderne zur absoluten Re-duktion der Bildform führte, ist im Nachhinein eher als Konsequenz einer asketischen Geste zu deu-ten und nicht als zwingendes Resultat dieser Erkenntnis; denn jede ästhetische Wirkung wird sich im Rahmen der Erkenntnismöglichkeiten der Betrachtenden abspielen und somit auch darauf, dass unser Blick an der Dingwelt geschult ist. In der Tat können wir uns kaum dessen erwehren, auch im abs-traktesten Bild etwas Bekanntes erkennen zu wollen – wenn nicht gleich ein Ding, dann zumindest die Weise, wie wir Dinge sehen: Über Schattenwürfe, Perspektiven, „natürliche“ oder „künstliche“ Form- und Farbfindung.

Mit „a head ago“ zeigt der Kunstraum: Morgenstraße ab dem 28. Januar 2011 eine Ausstel-lung mit Gemälden des Berliner Künstlers Gregor Gleiwitz, in der die Wirklichkeit des Gemäldes als dessen Wirken in den Vordergrund tritt. Gleiwitz' Gemälde sind Arbeit am Medium, wie sie Arbeit an seiner Wahrnehmung sind. Die Ölgemälde aus den Jahren 2009-2010, die im Kunstraum gezeigt werden, sind ebenso als Dekonstruktionen des Portraits zu betrachten wie als Annäherung daran; Gleiwitz braucht nicht erst – um eine allzu beliebte Floskel zu benutzen – „Wahrnehmungsgewohn-heiten zu unterwandern“, um das künstlerische Bild zum Schauplatz einer Auseinandersetzung um die Möglichkeit des Darstellens und Erkennens zu machen. Der optische Effekt einer Tiefe wird hier niemals illusionistischer Trick sein, sondern ist immer als Moment malerischer Praxis erkennbar; e-benso ist hier nichts die Komposition künstlerischen Dogmas, sondern immer die Darstellung eines Bildraumes; eines Bildraumes, der für die Betrachtenden davor als Fortsetzung ihrer eigenen Wirk-lichkeit erlebt werden kann, und über ihre Wahrnehmung in diese hineinwirkt.