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Das Gemeinschaftsprojekt von Greg Lynn und Fabian Marcaccio versteht sich als Verbindung von Architektur und bildender Kunst. Vergleichbar der Zusammenarbeit von Richard Meier und Donald Judd, deren Arbeiten durch die Zusammenführung von Skulptur und Architektur einen "idealen Raum" kreieren, entwickeln der Architekt Greg Lynn und der Maler Fabian Marcaccio einen interdisziplinären Austausch zwischen diesen Bereichen.

Greg Lynn, geboren 1964 in Vermilion, Ohio, ist einer jener Architekten, die mit dem Computer eine neue Architektur generieren. Dieser liegt Greg Lynns Auffassung eines dynamischen Umraumes, dessen unterschiedlichste Kräfte potentiell auf ein Gebäude einwirken können, zu Grunde. Während in der traditionellen Architektur die vorrangige Beachtung des Faktors der Schwerkraft in Vertikalität und Statik resultierten, so beziehen Lynns Bauwerke ihre Form aus einer Synthese komplex wirksamer Richtkräfte. Grundlegend für Lynns Konzept ist die Integration von Zeitlichkeit und Bewegung in den architek-tonischen Formfindungsprozeß. Dazu speist er den Computer mit den topografischen, städtebaulichen, thermischen etc. Gegebenheiten einer Örtlichkeit und läßt ihn anhand von Parametern möglicher Ver-änderung den Bewegungsfluß dieser Faktoren errechnen. In einem Animationsvorgang erzeugt der Computer amorphe räumliche Körper, deren starke Deformationen ein sichtbares Ergebnis der vor-herrschenden raum-zeitlichen Dynamik einer bestimmten Örtlichkeit darstellen.

Das Projekt in der Secession entwickelte Greg Lynn in erster Linie aus den architektonischen Vorgaben des Gebäudes. Ausgehend von der Kuppel, die als sichtbarstes Zeichen des Gebäudes die Symbolik der Secessionsbewegung verkörpert, schuf der Architekt ein fließendes, amorphes Gebilde ohne Ecken und Kanten. Eine Konstruktion aus Aluminiumstangen erstreckt sich von der Kuppel über die Fassade in die Vorhalle und schließlich in den Hauptraum der Secession. Lynn nimmt mit dieser gleichermaßen dynamisch-bewegten wie mathematisch-präzisen Form Bezug auf den spannungsreichen architek-tonischen Gegensatz zwischen vegetabiler Struktur der Kuppel und strenger Geometrie des Secessionsgebäudes. Zugleich oszilliert und vermittelt seine Konstruktion zwischen den drei Kunst-gattungen: wird sie im Außenraum in erster Linie als architektonischer Eingriff wirksam, so entwickelt sie im Innenraum skulpturale Qualitäten und dient zudem als Trägerelement für Fabian Marcaccios Malerei.

Fabian Marcaccio, geboren 1963 in Rosario de Santa Fe, Argentinien, geht in seiner Malerei auf eine bewußt plakative Weise von den malerischen und formalen Problemstellungen der klassischen Moderne sowie des amerikanischen abstrakten Expressionsimus aus, um sich auf eine kritische und persönliche Auseinander-setzung mit dem Erbe der Moderne einzulassen. Anstatt sich in seinen Bildern auf ein bestimmtes malerisches Problem zu konzentrieren, verweist er in Form von Zitaten auf eine Reihe von Fragestellungen der avantgard-istischen Malerei. Dieses Konglomerat an Verweisen auf die Geschichte der Malerei ironisiert er, indem er die verwendeten Zitate signalhaft isoliert und deutlich überzeichnet, so zum Beipiel die in seinem Bildern häufig wiederkehrenden Grundgestaltungsmittel des abstrakten Expressionismus, wie Pinselstrich, Raster und Streifen. Trotz Ironie und distanziert-spielerischem Umgang mit der Tradition der Moderne, sind es letztlich immer noch deren malerische Grundfragen, die Marcaccio beschäftigen und die er auf zeitgenössische Art und Weise zu lösen versucht. So ist zum Beispiel das Verhältnis von Figur und Grund ebenso ein Thema seiner Arbeit wie die potentielle Objekthaftigkeit von Malerei, die aus ihrer untrennbaren Verbundenheit mit dem Bildträger resultiert. Beim Bildträger setzt Marcaccio in seinen jüngsten Arbeiten an, in denen er mit einer "raumgreifenden" Malerei experimentiert. Seine abstrakten Kompositionen auf Leinwänden, die mit Nylonschnüren aufgespannt werden, lösten sich allmählich aus der Zweidimensionalität und entwickelten sich in skulpturalen Formationen in den Raum hinein.

Die Ausstellung in der Secession stellt eine konsequente Weiterführung dieser Bestrebungen dar, denn Marcaccios Malerei bekleidet das Aluminiumgestänge von Greg Lynns Raumkonstruktion und verläuft quer durch den gesamten Ausstellungsraum. Gemeinsam erarbeiteten die beiden Künstler somit ein Konzept, das in seiner spezifischen räumlichen Anlage architektonische, skulpturale und malerische Qualitäten zu einer Synthese bringt.

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Greg Lynn / Fabian Marcaccio
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