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Das Symposium Great Value ist Teil der gleichnamigen Ausstellungsreihe, die im Foyer des Frankfurter Kunstvereins zwischen September und Dezember 2005 einzelne Kuenstlerpositionen vorstellt. Ausgangspunkt der Ausstellungsreihe ist die Popularitaet klassischer sozialer Wertfragen, die in letzter Zeit mit hohem Engagement oeffentlich diskutiert und zu polarisierenden Wahlkampfthemen der Politik erhoben werden. Die Ausstellung sowie das Symposium beschaeftigen sich mit sehr unterschiedlichen Aspekten gesellschaftlicher Wertkategorien. Dabei geht es um moralische und soziale Fragestellungen ebenso wie um kulturelle Definitionen von Bedeutung und Wert. Das Symposium Great Value wird in Form von Vortraegen und einer abschliessenden Podiumsdiskussion unterschiedliche faecherspezifische Diskussionspunkte aufgreifen, der Frage nach der aktuellen Popularitaet einer gesellschaftlichen Wertdiskussion nachgehen sowie die Rolle der Kultur mit ihrer ambivalenten Position zwischen Identitaetsfindung, Rationalisierungsmassnahme und Wertgarant untersuchen. Great Value (IV) ist eine Veranstaltung des Frankfurter Kunstvereins in Kooperation mit dem Portikus. Die Ausstellungsreihe wird kuratiert von Katja Schroeder. Mit freundlicher Unterstuetzung der Dresdner Bank.

PROGRAMM

12:00 Lars Bang Larsen (Vortrag in englischer Sprache) What do we indicate about our own political systems and cultural values when we accuse the Other of being fundamentalist? How do we re-establish the imaginaries and in-between levels in everyday life that have been eradicated in struggles defined by »either with us or against us«? With examples from the exhibition Fundamentalisms of the New Order (Charlottenborg, Copenhagen 2002), Larsen will discuss these questions, and the possibilities and limits of artistic and curatorial involvement in them. 13:00 Alice Creischer Die Befuerchtung, dass der Kapitalismus seinen eigenen Wertezerfall mitkreiert, ist bekannt. Ihr wird vor allem in rechten Tendenzen Rechnung getragen. Andererseits ist es ebenso bekannt, dass Ideologiefreiheit die hochflexibilisierten Subjekte produziert, die die postmoderne Wirtschaft gut vernutzen kann. Welche Rolle spielt die Kunst darin?

14:30 Sighard Neckel Leistung und Erfolg: Zur Kultur der Marktgesellschaft Moderne Gesellschaften beanspruchten stets, soziale Raenge nach dem Prinzip der Leistungsgerechtigkeit zu verteilen. Gegenwaertig deutet sich jedoch in dieser Hinsicht ein grundlegender Wandel an: In Zeiten, in denen einerseits viele Sozialgruppen kaum Chancen auf den Arbeitsmaerkten haben und andererseits die hoechsten wirtschaftlichen Ertraege jenseits von Arbeit und Guetererzeugung erlangt werden, scheinen nicht allein Leistungen ueber die soziale Position zu entscheiden, sondern zunehmend Erfolge auf den unwaegbaren Gelegenheitsmaerkten von Finanzspekulationen, Kulturindustrie und medialer Prominenz. Welche Folgen dies fuer Leistung als gesellschaftlichem Wert und für die moderne Sozialordnung hat, wird Thema des Vortrags sein.

15:30 Bas van de Geyn (Vortrag in englischer Sprache) Watch out! Creative city Amsterdam The economic rat race between contemporary Western cities is about the chase for the cultural producer. In a globalised economy the only way to create economic gain is to design the seduction. Creative industries and creativity have become the key words, so the main question for cities is how to seduce the seducers? In the words of Richard Florida you have to create a creative environment, the city of Amsterdam is doing so by urban regeneration. A goal of urban regeneration is to create a risk-free environment for the creative class. Artists start to play a key role in economic growth and in urban restructuring. Many Dutch art subsidies are nowadays related to urban restructuring projects. In these commissions the artist should not only make art, but also create social cohesion or a tolerant environment, issues that perfectly fit in the neo-conservative agenda. How do artists position themselves within this ambiguous situation?

16:30 Manfred Brocker Kulturkampf in »God¹s Own Country«? Die zeitgenoessische Wertedebatte in den USA. Seit mehr als 20 Jahren tobt in den USA ein religioes-kulturell gepraegter Konflikt, der die Gesell-schaft tief spaltet. Er kreist um nichts weniger als um das Selbstverstaendnis des Landes: pluralistische Demokratie oder »God¹s own country«, liberaler Grundrechtestaat oder christliche Republik und »letzte Heimstatt des Glaubens«? Die Kontrahenten in diesem »Kulturkampf« ­ der politische »Liberalismus« einerseits und der politisierte protestantische »Fundamentalismus« andererseits ­ vertreten in vielen Wertfragen diametral entgegen gesetzte Positionen. Worum geht es in dieser Auseinandersetzung genau und welche Prognosen lassen sich ueber ihren weiteren Verlauf abgeben? Die Antworten erlauben Aufschluesse darüber, ob und inwieweit sich aus dem amerikanischen Beispiel Lehren für andere religioes-politische Konflikte ableiten lassen.

17:30 Podiumsdiskussion mit Manfred Brocker, Alice Creischer, Bas van de Geyn, Lars Bang Larsen, Sighard Neckel, Moderation: Kerstin Stakemeier

Biografien

Manfred Brocker, Prof. Dr. Dr., lebt in Koeln Studium der Politischen Wissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Philosophie (u. a.) in Aachen, Oxford und Koeln. M.A. in Philosophie (1986); Dipl. Volkswirt (1992). Seit 2005 Professur fuer Politische Theorie und Philosophie an der Katholischen Universitaet Eichstaett-Ingolstadt, Sprecher des Arbeitskreises Politik und Religion der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft. Neuere Publikationen u. a. (Hg.), God bless America ­ Politik und Religion in den USA, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2005. Protest ­ Anpassung ­ Etablierung. Die Christliche Rechte im politischen System der USA, Frankfurt a. M. / New York: Campus 2004.

Alice Creischer (geb. 1960), lebt in Berlin Taetig als Kuenstlerin, Autorin und Kuratorin. Studium der Philosophie und Germanistik an der Universitaet Duesseldorf sowie Bildhauereistudium an der Kunstakademie Duesseldorf. Gastprofessuren u. a. an der Kunstakademie Muenchen und Kunstuniversitaet Linz. Mitorganisatorin der Messe 2ok, Koeln; Kuenstlerische- und Kuratorische Projekte mit Andreas Siekmann, u. a. Die Gewalt ist der Rand aller Dinge in der Generali Foundation, Wien und ExArgentina ­ The Structure of Survival im Musem Ludwig, Koeln. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen international, zuletzt Einzelausstellung Apparate zum osmotischen Druckausgleich ..., Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen (Kat.).

Bas van de Geyn, lebt in Amsterdam Van de Geyn ist Städteforscher und Mitglied des Vereins Vrije Ruimte in Amsterdam, einer Aktionsgruppe und Interessenvertretung für so genannte freespaces in Amsterdam. Er organi-sierte u. a. die Ausstellung easyCity in Amsterdam und ist Mitherausgeber der gleichnamigen Publikation.

Lars Bang Larsen, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Kopenhagen Larsen ist freier Kritiker und Kurator. U. a. war er Ko-Kurator der Ausstellungen Populism (2005) im Frankfurter Kunstverein, The Invisible Insurrection of a Million Minds (2005) in Bilbao, The Echo Show (2003) bei Tramway, Glasgow und Fundamentalisms of the New Order, Charlottenborg, Copenhagen (2002).

Sighard Neckel, Prof. Dr. (geb. 1956), lebt in Frankfurt am Main Studium der Soziologie, Rechtswissenschaft und Philosophie an der Universitaet Bielefeld und an der FU Berlin. Lehrstuhl fuer Allgemeine Soziologie an der Justus-Liebig-Universitaet Giessen. U. a. Professuren an der Universitaet Siegen und an der Bergischen Universitaet Wuppertal. Gastprofessuren und Fellowships an der Duke University (USA) und am Zentrum fuer interdisziplinaere Forschung (ZiF) in Bielefeld. Mitglied der Leitung des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main. Mitherausgeber der Zeitschrift für Sozialwissenschaft Leviathan und WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung. Publikationen u. a.: Status und Scham. Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit, Frankfurt/New York 1991; Ordnungen der Gewalt, Opladen 1999 (Hg.); Die Macht der Unterscheidung. Essays zur Kultursoziologie der modernen Gesellschaft, Frankfurt / New York 2000.

Kerstin Stakemeier (geb. 1975), lebt in Basel Als wissenschaftliche Volontaerin ist sie derzeit am Museum für Gegenwartskunst Basel und als Lehrbeauftragte im Fachbereich Politikwissenschaften der Freien Universitaet Berlin beschaeftigt. Sie hat in Berlin Politikwissenschaften und in London Kunstgeschichte studiert, veroeffentlichte in Fachzeitschriften, Katalogen und Tagespresse zum Verhaeltnis von Kunst und Politik und verfolgt derzeit am University College London ein Promotionsprojekt zum Thema The artist as an amateur in modern and contemporary artistic practice.

Veranstaltungsort Aula der Staedelschule Staatliche Hochschule für Bildende Kuenste Duererstrasse 10, D-60596 Frankfurt am Main

Pressetext

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GREAT VALUE (IV)
Symposium
03.12.05 12-19 Uhr
Veranstaltungsort: Aula Staedelschule

mit Manfred Brocker, Alice Creischer, Bas van de Geyn, Lars Bang Larsen, Sighard Neckel, Kerstin Stakemeier (Moderation)