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"Farbe ist mir Thema genug", so lautete das künstlerische Bekenntnis Gotthard Graubners (1930-2013). In seinen "Farbraumkörpern" entfaltete der Düsseldorfer Maler die Farbe in ihrer Tiefenräumlichkeit. Als Bildträger dienen Leinwände, die sich sanft über einer Unterfütterung aus Synthetikwatte wölben. Im Unterschied zur traditionellen zweidimensionalen Bildfläche, die als Ausschnitt einer umfassenderen Totalität gesehen und gedacht werden kann, sind Graubners Farbkissen in sich abgeschlossen. Die "Farbraumkörper" verleihen der Farbe einen Leib, der zu atmen scheint. Weichheit und Rundungen des "Farbleibs" gewinnen sinnliche Qualitäten.

Der Kunsthistoriker Max Imdahl hat die Farbkissen als "Bild-Gebilde" charakterisiert. Die greifbare Körperlichkeit des Bildträgers und die Unermesslichkeit des Farbraums sind darin unlösbar miteinander verschränkt. Farbe materialisiert sich. Umgekehrt entmaterialisiert sich der Bildträger im Erlebnis der Farbe. Vor Gotthard Graubners "Farbraumkörpern" macht der Betrachter eine doppelte Erfahrung, indem er sich, wie der Künstler sagt, "in diese Farbräume verlieren, gleichzeitig aber auch ... darin finden kann. Diese beiden Pole stellen einen ungeheuer wichtigen Aspekt dar. Zum Auf-sich-selbst-Beziehen gehört vielleicht auch ein Sich-selbst-Verlieren."

Mit rund 30 Werken aus vier Jahrzehnten – von 1960 bis 2000 – bietet die Ausstellung ein umfassendes Panorama der Malerei dieses großen deutschen Malers. Schon 1954 hatte Graubner der DDR den Rücken gekehrt und war nach Düsseldorf gegangen, wo er bis 1959 bei Georg Meistermann und Karl Otto Götz studierte. Von 1976 bis 1996 war Gotthard Graubner selbst Professor für Freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. 1968 und 1977 nahm der Künstler an der documenta teil. Zu seinem Lebenswerk zählt auch die Entwicklung eines einzigartigen Ausstellungskonzepts für das Museum Insel Hombroich, wo er bis zu seinem Tod in seinem Atelierhaus in unmittelbarer Nachbarschaft lebte und arbeitete.

Mit dieser Ausstellung beschließt das Neue Museum Nürnberg seine dreiteilige Ausstellungsserie mit Werken aus der Sammlung Böckmann. 2014 war Gerhard Richter im Fokus gestanden, 2015 folgte A. R. Penck. Mit zusätzlichen Gemälden aus der Schenkung von Marianne und Hansfried Defet sowie aus der Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst der Stadt Nürnberg wird verdeutlicht, wie sich das GraubnerKonvolut aus der Sammlung Böckmann mit dem vorhandenen Bestand verzahnt.

Die Besucher der Graubner-Ausstellung im Neuen Museum Nürnberg erwartet ein sommerliches Bad in der Farbe – mal kühler, mal wärmer. Wahlweise auch ein Konzert der Farben – nicht umsonst sprechen wir von Farbklängen. Und schließlich ist Gotthard Graubners Malerei immer auch eine Schule des Sehens.